Montag, 19. Oktober 2009

4,50 EUR und wir können alle leben


Der alte und sicher neue Ministerpräsident des Saarlandes hat einen genialen Vorschlag gemacht. Nachdem sich die Koalitionäre ja gegen einen gesetzlichen Mindestlohn aussprechen, aber irgendetwas gegen sittenwidrige Löhne schwafeln, hat Peter Müller einen Wert in die Runde geworfen, eben jene 4,50 EUR, unter denen nichts gehen soll. Dieser Mensch entblödet sich tatsächlich nicht, 4,50 EUR in die Runde zu werfen, wohlwissend, daß mit solch einem Lohn kein Mensch in der BRD existieren kann, von leben ganz zu schweigen. Wie tief können Politiker eigentlich sinken und werden immer noch gewählt.

Und dann fällt mir wieder jener Spruch ein "in welcher Welt leben wir eigentlich?". In Europa kann es nicht sein, denn 20 europäische Länder haben seit Jahren einen Mindestlohn, der natürlich je nach Wirtschaftskraft des Landes unterschiedlich ist, der jedoch auch den jeweiligen Landesgegenheiten angepaßt ist. Bei der Böcklerstiftung habe ich eine Aufstellung der Entwicklung der Mindestlöhne gefunden.

Es ist schon erstaunlich, daß Belgien einen Mindestlohn von 8,41 EUR, Frankreich einen von 8,71 EUR und Luxemburg gar einen von 9,49 EUR im Jahr 2009 hat. Wohlbemerkt einen Mindestlohn. Und in allen diesen Ländern wird auch noch produziert, kein Land davon wurde von den eigenen Firmen in Größenordnungen wegen des zu zahlenden Lohnes verlassen. Dieses Schreckgespenst, was uns ja immer erzählt wird, wenn es um einen deutschen Mindestlohn geht, scheint es also in anderen europäischen Ländern nicht zu geben.

Aber statt wirklich über einen solchen Mindestlohn zu debattieren, wie es in Europa seit Jahren gang und gäbe ist, kommt Herr Müller mit den besagten 4,50 EUR. Man muß kein großer Rechner sein, um zu erkennen, daß sich von einem Lohn in dieser Höhe nicht leben läßt, das hat nicht mal etwas mit sittenwidrig zu tun, das ist Sklaverei, die die "Mittelschicht" finanziert.

Mal von den Finanzierern dieser Sklavenlöhne, wie fühlt sich ein Mensch, der eine Vollzeitstelle ausfüllt und mit dem verdienten Geld nicht auf eigenen Füßen stehen kann. Mit Menschenwürde entsprechend Art. 1 GG hat das nichts zu tun.

Bildnachweis: www.mindestlohn.de

3 Kommentare:

  1. Ich habe das auch in Spiegel gelesen und war entsetzt. Ich verdiene 7,5 pro Stunde, und das ist so an Grenze von Lebensminimum, manchmal unten.
    Und was bedeutet 4,5 Euro pro Stunde? Wie sollen dann die Leute eine Wohnung mieten? In Deutschland gibt es bis jetzt keine Baracken, wo man wenig zahlen kann. Oder werden welche gebaut? Das wäre logisch... Sonst müssen wir einfach auf der Straße leben. Das Wohngeld ist sehr gering und bedeckt nicht die Mietkosten.
    Dann besser schon kein Mindestlohn! Denn ich fürchte bei Grenze 4,5 Euro pro Stunden werden Arbeitgeber einfach nicht mehr geben, wieso auch...

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  2. Das gehoert zwar ueberhaupt nicht um angesprochenen Thema, aber nachdem ich ueber Gegenmeinung auf dieses Blog gestossen bin und es ein wenig durchstoebert habe, will ich doch meine Freude mitteilen, dass ich auf diese Spur geraten bin. Ich bin zwar kein ehemaliger DDR-Buerger, sondern, dem Pass nach, Westdeutscher, aber Ihr sprecht mir aus dem Herzen.

    "Venceremos!" aus Spanien.

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  3. Wenn man die Verantwortung für die Sklaven nicht mehr übernehmen möchte (ihnen keine Wohnstelle, kein Essen und keine Gesundheitsversorgung mehr stellen möchte), entlässt man sie einfach und sagt, sie können sich um alles selber kümmern, das wäre die "Freiheit". Aber diese müssten sie sich "verdienen". Um die Kontrolle über die Sklaven zu behalten, wird der Verdienst ganz einfach so gering wie möglich gehalten. So füllt man sich die Taschen und verhindert, dass die Sklaven die Möglichkeit haben aus der Abhängigkeit wirklich herauszukommen.

    Was wir heute haben, ist nur moderne Sklaverei. Gute Sklaven bekommen mehr Zuwendung, schlechte Sklaven weniger oder keine. Erstere können sich Urlaube und Zusatzversicherungen für die Gesundheit leisten, die zweiten sollen mit 4,50 Euro abgespeist werden. Letztere gehen zu einem Amt, das mit einem Almosen verhindert, dass das zuwendungslose Sklavenheer marodierend durch die Straßen zieht.

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