Montag, 5. Juli 2010

Международная организация помощи борцам революции (МОПР)


Für alle, die kyrillische Buchstaben nicht kennen, die Überschrift heißt wörtlich übersetzt "Internationale Hilfsorganisation der Kämpfer für die Revolution" oder einfach nur MOPR.

1925 wurde in Elgersburg von Wilhelm Pieck ein Kinderheim mit eben dem Namen MOPR eingeweiht.

„Es muss rühmlichst anerkannt werden, dass sich eine gemeinnützige Gesellschaft gefunden hat, die bereit ist, den unterernährten und erholungsbedürftigen Kindern armer Familien eine Erholungsstätte zu geben…“

Unter diesen Aufruf der Ortsgruppe Elgersburg der Roten Hilfe Deutschlands setzten kurz vor Ostern 1925 weit über hundert Elgersburger Frauen und Männer, von Clara Brehm bis Ida und Anna Will und von Franz Bergmann bis Hermann Zink ihre Unterschrift. Sie verlangten von der Thüringer Landesregierung zu genehmigen, dass, in dem von der Roten Hilfe Deutschland im Februar 1925 gekauften Heim in idyllischer Lage, ein Kinderheim eröffnet werde.

Anfang April zogen die ersten Kinder, noch vor der offiziellen Eröffnung des Heims, ein. Es erhielt den Namen MOPR, der Organisation der Internationalen Roten Hilfe. Acht von ihnen kamen aus Thüringen, Marie Heinkel und Ida Wicklein aus Sonneberg, Paul Link aus Manebach und Curt Röser aus Eisfeld, Kurt Hellmann aus Ilmenau und Erich Märker aus Greiz.

Seit Ostern fanden anfangs gut 30, später über 60 Kinder für jeweils vier bis sechs Wochen eine liebevolle solidarische Betreuung im Heim. Unter ihnen auch Kinder aus Österreich und aus Bulgarien.

Zur feierlichen Eröffnung des Kinderheims lud der Bezirksvorstand der Roten Hilfe Thüringen Freunde aus dem ganzen Land ein. Mehr als 2 000 kamen. Zu Fuß, mit der Bahn, auf Fahrrädern oder mit Fuhrwerken. Mit Gesang, Musik, mit roten Fahnen und Wimpeln. Sie geleiteten die Kinder in ihr zeitweiliges Zuhause und nahmen selbst das Haus in Augenschein.
Zitat: Rote Hilfe Südthüringen

Im März 1933 wurde im faschistischen Deutschland die Rote Hilfe verboten, das Verbot bedeutete das Ende des MOPR-Heimes in Elgersburg. Im Mai 1933 wurde in Iwanowo bei Moskau ein Internationales KInderheim der MOPR fertiggestellt. In den 30iger und 40iger Jahren bot dieses Heim vielen deutschen Emigrantenkindern ein Zuhause.

Die aktuelle Ausgabe des RF (Link auf der rechten Seite) hat zum MOPR-Heim in Elgersburg einen Artikel veröffentlicht. Und genau dieser Artikel rief in mir wieder liebgewonnene Erinnerungen wach.

Zu DDR-Zeit war das MOPR ein Ferienheim und 1977 durfte ich dort mit meinen Eltern und Geschistern einen Sommerurlaub verbringen. Die obigen Fotografien stammen aus meinem Jugendfotoalbum, die Fotos werden dem geschichtsträchtigen Ort sicher nicht gerecht.

Zur gleichen Zeit wie wir waren auch einige Genossen der SEW (Sozialistische Einheitspartei Westberlins) mit ihren Kindern dort, um ihrem Erholungsurlaub zu verbringen und damals habe ich sie um zwei Dinge beneidet: um das Scrabble-Spiel, das ich noch nicht kannte, aber schnell erlernte und um eine Harpo-LP. Den fand ich damals doch so toll und die Quartett-Scheiben gab es noch nicht. Heute ist Moviestar der Klingelton meines Handys.

Neben Ausflügen nach Stadt-Ilm mit dem Fahrrad, neben den Besuchen des Waldschwimmbades, gehörte eben auch die gemeinsame Abendgestaltung zu den Höhepunkten dieses Urlaubs. Die aber wohl stärkste Erinnerung habe ich an die dort nachmittags verzehrte beste Schwarzwälder Kirschtorte meines Lebens.

Literaturhinweis von Manfred zum Thema:
Tomin, Walentin "Aufbruch bei Nacht"
Neues Leben, Berlin , 1980


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