der 61. Jahrestag der DDR, wenn....ja wenn.
Den ganzen Tag überlege ich schon, was könntest Du schreiben, was wäre neu, was steht hier zu Deiner Heimat noch nicht drin. Ob es neu ist, weiß ich gar nicht, viele Blogeinträge habe ich in den vergangenen Jahren zu diesem Thema schon geschrieben.
Oft denke ich, ich gehöre zu der Generation, die alle Vorzüge der DDR genießen durfte. Geboren 1961, habe ich die Zeit bis zur Schule tagsüber in Kinderkrippe und Kindergarten verbracht. Es gab wohl sogar eine Zeit, da war ich in einer kirchlichen Wochenkrippe, aber dies ist keine Erinnerung, das weiß ich nur aus Erzählungen.
1968 wurde ich eingeschult und habe eine völlig normale Schullaufbahn hinter mich gebracht, 1985 nach erfolgreichem Studium durfte ich mich Dipl.-Ingenieur nennen.
Dazwischen die Kindheitserlebnisse, die man eben so hatte während dieser Zeit, auch die, daß mal an einem Morgen in der Klasse ein Platz freiblieb und Wochen später ein Brief aus Westberlin eintrudelte.
Schulspeisung und Milchversorgung war etwas ganz Normales und auch wenn logischerweise das Essen nicht immer und jedem schmeckte, es war eine Errungenschaft, von der die BRD heute noch träumt. Achso, das Schulessen kostete während meiner gesamten Schulzeit 0,55 M. Der Viertelliter Milch 0,20 M, der Trinkkakao 0,35 M. Später wurde die Auswahl um Fruchtmilch und H-Vanille und H-Kakao-Milch erweitert.
Ganz am Anfang meiner Erinnerungen gingen Mutter und Vater noch jeden 2. Samstag arbeiten, später aber wartete schon das Mittagessen auf uns Kinder, wenn wir sonnabends um 12.00 Uhr von der Schule kamen, die Eltern hatten die 42,75-Stunden-Woche. Jedes Jahr Urlaub innerhalb der DDR - eine Familie mit 3 Kindern, jedes Jahr, so wir denn wollten, 3 Wochen Ferienlager.
Vieles habe ich von Anfang an kennengelernt, nach der Heirat den Ehekredit, selbst die spätere Erhöhung von 5.000 auf 7.000 Mark. Just 4 Wochen vor der Geburt meiner Tochter wurde auf dem X. Parteitag beschlossen, daß es das bezahlte Babyjahr schon ab dem 1. Kind gibt. und daß nach Wiedergebinn der Arbeit Mütter bereits mit einem Kind die 40-Stunden-Woche bekamen. Nach der Geburt des zweiten Kindes sogar der Erstbezug einer 3-Raum-Neubauwohnung, deren Miete ca. ein Zehntel meines Nettogehaltes ausmachte.
Auch wenn morgen kein Feiertag ist und dieser Eintrag vor Nostalgie nur so strotzt, kann ich für mich sagen, ich schätze mich glücklich, 28 Jahre lang im ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschen Boden gelebt zu haben. Ein kleines, unendlich kleines Rädchen im Lauf der Geschichte bin ich und ich durfte eine Zeit dieser 40 Jahres meines Staates erleben.
PS.: Der Ehekredit wurde zinslos vergeben und bei der Geburt von Kindern 1.000, 1.500 Mark und beim 3. Kind gar die gesamte Restschuld erlassen.
Bildnachweis: Prager Straße in meiner Lieblingsstadt Dresden zur DDR-Zeiten, danke Nadja
Oft denke ich, ich gehöre zu der Generation, die alle Vorzüge der DDR genießen durfte. Geboren 1961, habe ich die Zeit bis zur Schule tagsüber in Kinderkrippe und Kindergarten verbracht. Es gab wohl sogar eine Zeit, da war ich in einer kirchlichen Wochenkrippe, aber dies ist keine Erinnerung, das weiß ich nur aus Erzählungen.
1968 wurde ich eingeschult und habe eine völlig normale Schullaufbahn hinter mich gebracht, 1985 nach erfolgreichem Studium durfte ich mich Dipl.-Ingenieur nennen.
Dazwischen die Kindheitserlebnisse, die man eben so hatte während dieser Zeit, auch die, daß mal an einem Morgen in der Klasse ein Platz freiblieb und Wochen später ein Brief aus Westberlin eintrudelte.
Schulspeisung und Milchversorgung war etwas ganz Normales und auch wenn logischerweise das Essen nicht immer und jedem schmeckte, es war eine Errungenschaft, von der die BRD heute noch träumt. Achso, das Schulessen kostete während meiner gesamten Schulzeit 0,55 M. Der Viertelliter Milch 0,20 M, der Trinkkakao 0,35 M. Später wurde die Auswahl um Fruchtmilch und H-Vanille und H-Kakao-Milch erweitert.
Ganz am Anfang meiner Erinnerungen gingen Mutter und Vater noch jeden 2. Samstag arbeiten, später aber wartete schon das Mittagessen auf uns Kinder, wenn wir sonnabends um 12.00 Uhr von der Schule kamen, die Eltern hatten die 42,75-Stunden-Woche. Jedes Jahr Urlaub innerhalb der DDR - eine Familie mit 3 Kindern, jedes Jahr, so wir denn wollten, 3 Wochen Ferienlager.
Vieles habe ich von Anfang an kennengelernt, nach der Heirat den Ehekredit, selbst die spätere Erhöhung von 5.000 auf 7.000 Mark. Just 4 Wochen vor der Geburt meiner Tochter wurde auf dem X. Parteitag beschlossen, daß es das bezahlte Babyjahr schon ab dem 1. Kind gibt. und daß nach Wiedergebinn der Arbeit Mütter bereits mit einem Kind die 40-Stunden-Woche bekamen. Nach der Geburt des zweiten Kindes sogar der Erstbezug einer 3-Raum-Neubauwohnung, deren Miete ca. ein Zehntel meines Nettogehaltes ausmachte.
Auch wenn morgen kein Feiertag ist und dieser Eintrag vor Nostalgie nur so strotzt, kann ich für mich sagen, ich schätze mich glücklich, 28 Jahre lang im ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschen Boden gelebt zu haben. Ein kleines, unendlich kleines Rädchen im Lauf der Geschichte bin ich und ich durfte eine Zeit dieser 40 Jahres meines Staates erleben.
PS.: Der Ehekredit wurde zinslos vergeben und bei der Geburt von Kindern 1.000, 1.500 Mark und beim 3. Kind gar die gesamte Restschuld erlassen.
Bildnachweis: Prager Straße in meiner Lieblingsstadt Dresden zur DDR-Zeiten, danke Nadja
Das ist ein SEHR schöner, persönlicher Beitrag, liebe Jette.
AntwortenLöschenSei sicher, ich beneide Dich um Deine
Erfahrung, in einem sozialistischen Land gelebt zu haben. Auch ich hatte,
dank meiner lieben Eltern, eine schöne Kindheit, wirtschaftlich ging es recht gut, es waren ja die Aufbaujahre. Aber trotz alledem war die soziale Ungleichheit immer zu spüren: die Angst vor Verlust der Ge-
sundheit(damit verbunden Verlust des ausreichenden Einkommens), Arbeitslosigkeit, plötzlich erhöhte Zinsen für´s kleine Häuschen und eine weinende Mama darüber. Und relativ gut ging es uns auch nur, weil es EUCH gab, als
Regulativ zur hier herrschenden Ausbeuterpolitik. Was dann ja auch
sehr schnell erkennbar wurde, als es die DDR nicht mehr gab. Ihr hattet es schon sehr gut gemacht!
GGLG von Anne
halle jette,
AntwortenLöschendanke für diesen wunderbaren beitrag und die erinnerung an die ddr!!
auch ich kam in den genuß dieser vorzüge nach der geburt meiner ersten tochter,damals lebten wir gerade 4 jahre in der ddr und wir wußten genau wie richtig unsere entscheidung war,unsere kinder sollten in einer besseren gesellschaft aufwachsen!!
wir bekamen den ehekredit wie alle anderen auch,wir konnten unbeschwert unser eltern sein genießen.morgens aufstehn ohne angst vor dem tag,und abends einschlafen ohne furcht vor dem was der nächste bringen könnte,ob genug geld für miete,essen,strom usw im haus ist,ob die arbeit sicher ist.der morgige tag ist und bleibt etwas ganz besonderes für uns,ich bin dankbar für die schönen jahre in der ich ddr bürger sein durfte!!
bei allem was uns auch manchmal geärgert hat,es ist kein vergleich mit dem was uns heute beschäftigt,arbeitslosigkeit,angst vor der zukunft,armut..all das kannten wir hier nicht.diese erinnerungen gebe heute an meinen jüngsten sohn weiter,und er träumt von einer zukunft für seine kinder wie sie kinder in der ddr hatten!!
es lebe die Deutsche Demokratische Republik!!
Liebe Jette,
AntwortenLöschenüber diesen Beitrag freue ich mich ganz sehr und danke Dir - auch die Kommentare erwärmen mein Herz - also freuen wir uns auf UNSEREN Tag :)
Meine liebe Kampfgenossin Jette,
AntwortenLöschenGratuliere zum bevorstehenden Jahrestag unserer Deutschen Demokratischen Republik. Die DDR lebt weiter in unseren Herzen und in unsere Köpfe. Unsere kostbare Erinnerungen an was wir selbst erlebt, mit aufgebaut und mit erlebt haben, kann uns sowieso keiner wegnehmen. Es muß uns angenehme Pflicht sein uns weiterhin stolz zu bekennen zum ersten friedliebenden, sozialistischen Staat auf deutschen Boden. Trotz alledem! Du hast ja ein Ziel vor den Augen! Vorwärts im Kampf für die einige Deutsche Demokratische Republik, das ganze Deutschland soll es sein!
Weiterer Kampfesmut und alles Gute wünscht Dir aus Flandern,
Deine Freundin
Nadja
nachwievor kritische, mündige Bürgerin der DDR, und nicht der BRD.
<3
Es ist wirklich ein Beitrag, der sich sehr gut lesen läßt und sehr persönlich ist. Vieles war oberflächlich betrachtet, genau so, wie Du es beschrieben hast. Ich kann alles aus eigenem Erleben bestätigen und doch war es bei mir auch ganz anders. Ich wollte z.B. dieses blöde Pionierhalstuch nie tragen, schon gar nicht dieses FDJ-(Pseudo-HJ)-Hemd. Meine "freundliche" Pionierleiterin hat mir aber mit viel Strenge und bei Androhung von Strafen das Halstuch angedeihen lassen. Kleine Rache von mir, ich habe es nie gelernt, den Pionierknoten zu machen. Das Ding kam immer so drum, wie es passte. Dann der gleiche Terror mit dem FDJ-Plunder. Ich wollte einfach tragen, was mir gefiel und mich nicht uniformieren lassen, einfach nicht dieses für mich fremde Teil tragen. Auch da kam die prompte Drohung: "Du willst doch auf die EOS oder?"
AntwortenLöschenAb und an habe ich Jeans dazu angezogen. Das hat die Linientreuen in Rage gebracht. Was auch gut kam, ein Reklame-Beutel aus dem Westen unseres damals noch geteilten Vaterlandes und dazu das leidige FDJ-Hemd. Wütende Gesichter und unintelligente Drohungen waren oft die Folge. Aber sie haben mich gezwungen und nicht ich sie!!!
Zwang, Unfreiheit und Unmündigkeit waren der Preis für die günstige Milch. Da hätte ich doch freiwillig lieber ein Leben lang Wasser getrunken. Die DDR war mir fremd als es sie gab. Ich lebte dort in einer Art inneren Emigration, denn wirklich raus durfte ich ja nicht. Sie ist mir heute ein noch viel fremderes Gebilde mit viel alptraumhafter Erinnerung geworden. Stolz bin ich darauf aktiv an ihrer Beseitigung mitgeholfen zu haben...von der ersten Montagsdemo an. Es brauchte Mut, aber die Demokratie hat gesiegt. Die DDR wurde 40...und war dann von den Genossen in egoistischer Art so abgewirtschaftet worden, dass die Vernunft des Volkes endlich eine Chance hatte, dass Menschenmassenexperiment zu beenden.
Der 61. Jahrestag ist eine grauenhafte Vorstellung für mich und ich danke allen, die geholfen haben, dass ich dies nicht erleben muss.
Wir haben jetzt eine Demokratie, die Dir gern Deine Erinnerungen läßt und Dich nicht hindert, all das auch zu schreiben. Vor 22 Jahren wäre ich z.B. für meine Worte noch in den Bau gekommen...DDR-demokratisch.
Ein Afikaner mit dem ich zusammen studiert habe, hat mir nach sechs Jahren Studium in der DDR gesagt: "Du ich habe hier viel gelernt, aber ich habe auch begriffen, dass ich Mali sofort verlassen muss, wenn die ersten roten Fahnen auftauchen." Das sagt über die eigentlich viel zu spät verblichene DDR doch alles!
Axel
Bin gespannt, wieviel Demokratie es hier in diesem Blog gibt.
AntwortenLöschenAxel