Dienstag, 17. April 2012

Vor hundert Jahren an der Lena


Im April 1912 brach in der Lena-Goldfields Ltd. unweit des Bergarbeiterstädtchen Bodaibo in Ostsibirien ein Streik der Arbeiter in den Goldminen aus. Sie hatten bis zu diesem Tage viel ertragen müssen: Willkür, Kälte, Nässe, Arbeitszeiten wochen-, sonn- und feiertags von 12 - 14 Stunden, verfaulte Nahrung, Betrug am Lohn, Strafen, die mit dem Lohn verrechnet wurden und und und...

Nun konnten und wollten sie nicht mehr so vegetieren. Es wurde eine Streikleitung gebildet, die die Forderungen der Arbeiter bekanntgab: 8-Stunden-Tag, Lohnerhöhung, an Feiertagen nur 7 Stunden Arbeit, keine Entlassungen im Winter und kostenloser Strom für die Arbeiterwohnungen.
Die Streikleitung wurde verhaftet, daraufhin demonstrierten am Morgen des 17. April (04. April nach jul. Kalender) 1912 viele tausend Goldarbeiter und forderten die Freilassung der Streikleitung.

Waffen hatten sie nicht, sie trugen Fahnen und Transparente mit ihrem Forderungen. Dann fielen Schüsse. 250 Arbeiter wurden getötet und 270 verwundet.

Als Reaktion auf dieses Gemetzel weit weg an der Lena brach eine Welle revolutionärer Demonstrationen in ganz Rußland aus und die Reichsduma mußte sich mit den Ereignissen in der Lena-Goldfields Ltd. befassen.

Quelle: "Das russische Wunder", Annelie und ndrew Thorndike, Verlag Kultur und Fortschritt, 3. Auslage 1963

Donnerstag, 5. April 2012

Medialer Verriß

Die mediale Bundesrepublik steht Kopf. Günter Grass hat ein Gedicht geschrieben und viele Medien stürzen sich drauf. Nun kann ich selbst mit Günter Grass nichts anfangen, irgendwie komme ich über die ersten 20 Seiten seiner Blechtrommel nicht raus und finde auch die neuerlich, so für Aufregung sorgenden Zeilen von meiner Warte aus keine literarische Höchstleistung.

Darum geht es ja auch in den Diskussionen nicht. Es geht um den Inhalt: Und sobald jemand an der Außenpolitik Israels Anstoß nimmt, fällt der Vorwurf des Antisemitismus. So ist also nicht nur Günter Grass lt. Hendryk Broder ein "intelligenter Antisemit", nein auch linke Kräfte müssen sich diesen Vorwurf immer häufiger gefallen lassen, wenn sie die Siedlungspolitik Israels, wenn sie die Besetzung des Gazastreifens, wenn sie die Bombardierung palästinensischer Gebiete kritisieren.

Was aber ist eigentlich Antisemitismus. Das "Kleine Politische Wörterbuch" vom Dietz Verlag aus dem Jahr 1967 definiert Antisemitismus so:

"feindselige Einstellung, Hetze gegen Juden, die der Ablenkung der Volksmassen von den Mißständen der Ausbeuterordnung dient. 'Der Antisemitismus ist das Merkzeichen einer zurückgebliebenen Kultur.' (Friedrich Engels). Seit der Herausbildung des Imperialismus bediente sich die Reaktion in verschiedenen Ländern (Deutschland, Österreich, Rußland, Frankreich u.a.) verstärkt des Antsemitismus zur Spaltung und zur Irreführung der Volksmassen über ihren tatsächlichen Feind und Unterdrücker, die Monopolbourgeoisie...Während der faschistisch-imperialistischen Diktatur in Deutschland (1933 - 45) erreichte der Antisemitismus seine barbarischste Form. Im Zuge der 'Endlösung' wurden in Deutschland und in dem vom faschistischen Imperialismus besetzten Gebieten von 8,3 Mill. Juden rd. 6 Mill. planmäßig ermordet..."

Man kann mit der Aussage, die Grass in seinen 283 Worten trifft, einverstanden sein oder nicht, man kann ihm widersprechen, ihn mit Fakten widerlegen, ihm jedoch Antisemitismus aufgrund dieses Essays vorzuwerfen, ist einfach lächerlich.

Jeden Tag lesen wir in irgendeiner Form in den Mainstreammedien, daß Israel dem Iran sehr konkret droht, da gegen die israelischen Hardliner von 300 Toten in den eigenen Reihen aus und das alles wird eben tagtäglich nicht etwa von israelkritischen Medien (so es die denn außer der jw gibt) verkündet, sondern findet sich in vielen Tageszeitungen, in vielen politischen Magazinen. Die Regierung der BRD sagt zu solchen Vorgängen, zu solchen Absichtserklärungen kein Wort. 

Grass spricht diese Dinge an, mahnt friedliche Lösungen an, kritisiert deutsche Waffengeschäfte mit Israel, verteidigt keineswegs die Machthaber im Iran. Grass hat Sorge um den Frieden in dieser Region. Das darf, das muß ein Künstler in künstlerischer Form thematisieren dürfen, doch wohl gerade in der BRD, die doch soviel auf die in ihr herrschende Meinungsfreiheit gibt.


Mittwoch, 4. April 2012

Jeden Monat wieder

warte ich auf den RotFuchs. Im März hatte er sich ziemlich verspätet, jetzt war er schon am 2. April in meinem Briefkasten.
Daß Archie so ziemlich das erste ist, was ich in jedem neuen Heft lese, hatte ich schon erwähnt. Seit mehreren Monaten blättere ich allerdings zuerst die Zeitschrift sehr neugierig durch, ob ein neuer Beitrag von Cornelia Noack abgedruckt ist. In diesem Monat sind es sogar zwei, der erste würdigt das Schaffen von Käthe Kollwitz. Käthe Kollwitz, natürlich sind ihre Zeichnungen, ihre Plastiken ein Begriff, hat man sie vor Augen, aber sonst? Auf einmal machte es Klick, da war doch ein Begriff, ein Name, der fremdländisch klang und der in irgendeinem Buch über Käthe Kollwitz stand. Lang mußte es her sein, daß ich es gelesen hatte, außer dem Namen "Tintarolo" könnte ich heute nichts mehr über den Inhalt sagen.

Das ist das Schöne am Internet, ich konnte einfach googlen und siehe da, das Buch selbst heißt sogar "Tintarolo", ist von Brigitte Birnbaum und enthält Zeichnungen von der Künstlerin. Das Buch erschien im Kinderbuchverlag Berlin. Vor ca. 25 Jahren Jahren wäre ich wohl einfach in eine Bibliothek, sogar in eine Kinderbibliothek gegangen, um mir dieses Buch einfach auszuleihen und noch einmal zu lesen.
Heute ist das wohl leider kein Weg mehr, um in solchen Büchern nochmal nachzulesen.

"Cornelias kleine DDR" ist der zweite Artikel, eigentlich eine Serie, erschien im aktuellen Rotfuchs die fünfte Folge. Und ist die ca. 8 - 9 Jahre ältere, in Eisenhüttenstadt ausgewachsene Autorin, mir in ihren 4 vorangegangenen Episoden schon nahe gewesen, so fühlte ich mich diesmal direkt in die 9. und 10. Klasse meiner eigenen Schulzeit versetzt. So viele Gemeinsamkeiten sind mir aufgefallen, auch wenn ich um meine Berufsausbildung mit Abitur bis zum 1. Schultag des letzten Schuljahres bibbern mußte und ich bereits in der 7. Klasse Polytechnik kennengelernt habe. Herrlich war es , mal wieder den Begriff "Vornote" zu lesen, wie lange ist das schon her, daß ich mir darum Gedanken machen mußte. Ein herzliches Dankeschön dafür!


Montag, 2. April 2012

Geschichtliches

In diesen Tagen bereiten sich viele Menschen auf die Ostermärsche nächstes Wochenende vor. Die Junge Welt ruft zu Verteilaktionen auf und auch ich weiß schon, wo "mein" Ostermarsch stattfindet.

Vor 80 Jahren stand in der "Roten Fahne" vom 2. April folgender Artikel:

"Lustgartendemonstration beantragt
Vom 3. - 9. April wieder "Demonstrationsfreiheit" in Severing-Preußen

Der preußische Innenminister hat angeordnet, daß in der Zeit vom 3. April 12.00 Uhr mittag bis zum 9. April politische Kundgebungen und  Demonstrationen unter freiem Himmel unter den üblichen Bedingungen durchgeführt werden können. Die Demonstrationen müssen 24 Stunden vorher angemeldet sein, können aber - ganz nach dem Ermessen der betreffenden Polizeidirektionen - bei bestehenden 'Bedenken' auch verboten werden.

Die Kommunistische Partei Berlin-Brandenburg hat daraufhin nochmals beantragt, den Lustgarten am 8. April zu einer großen Massendemonstration der Kommunistischen Partei freizugeben. Bisher hatte bekanntlich der sozialdemokratische Polizeipräsident Grzesinski das Abhalten der Lustgartendemonstration verboten.Dieses Verbot ist einstweilen noch nicht aufgehoben. Darum müssen die Arbeiter in allen Betrieben und Stempelstellen, muß das rote Berlin in allen Massenversammlungen der nächsten Woche schärfsten Protest erheben und die Freigabe des Lustgartens für die Massendemonstration der größten Partei Berlins fordern."

Bildnachweis:  Staatsbibliothek Berlin


Sonntag, 1. April 2012

Ein frisches Lied für diesen Sonntag


Irgendwie paßt es zu diesem schönen Sonntag.

Über die Entstehung des Liedes kann ich nur mutmaßen. Ich denke mir, es ist in Vorbereitung der XVII. Weltfestspiele, die ja eigentlich 2009 in Minsk stattfinden sollten, entstanden. Vor den X. Weltfestspielen in Berlin wurden ja schließlich auch wunderschöne Lieder geschrieben. Wer erinnert sich nicht an "Leuchte, mein Stern" oder "Ja, ja wir treffen uns auf jeden Fall".

Leider hat Belarus seine Zusage für die Weltfestspiele zurückgezogen, so daß sie 2010 dann in Süfafrika stattfanden. Das Lied jedoch ist immer wieder hörenswert.

Vielleicht gibts ja auch eine ganz andere Entstehungsgeschichte und jemand kennt sie?