Montag, 7. Oktober 2013

Mein ganz persönlicher Gedenktag

Wie immer eigentlich, fällt mir tagsüber zu einem Thema, über das ich schreiben möchte, ganz viel ein und abends ist einfach der Kopf leer.

Auch an diesem Beitrag feile ich in Gedanken schon seit Wochen und jetzt? Einfach mal sehen.
Heute jährt sich zum 64. Mal jener Tag, an dem dieser kleine Staat gegründet wurde, der mir 28 Jahre Heimat war und dessen Verschwinden weh tat und heute noch weh tut.

Für viele gäbe es Dank zu sagen, doch gestern bin ich per Zufall im Spiegel auf einen Artikel gestoßen, der da hieß: "Sollen unsere Kinder noch Schreibschrift lernen". Dieser Artikel ist bereits im Jahr 2010 entstanden, aber ich las ihn gestern zum ersten Mal samt der ca. 600 Kommentierungen dazu.

Kinder sollen nicht mehr Schreibschrift lernen, weil es heute eh Tablets, Computer, Smartfons usw. gibt?
Allgemeinbildende polytechnische Oberschule - es war ein Zungenbrechername, aber für das, was sich dahinter verbarg, werde ich wohl jeden Tag dankbarer.
Wer erinnert sich nicht an die Fächer Schulgarten, Werken usw., die es heute nicht mehr gibt, und jetzt auch noch Wegfall der Schreibschrift. Was hat man alles in den letzten 23 Jahren an der Schulbildung reformiert, die in der BRD sowieso nie das Niveau der POS und EOS der DDR erreichte. Berufsausbildung mit Abitur? Gab und gibt es gleich gar nicht.

Schon bei meinen Kindern (Schulbeginn 1992 und 1994) ist mir negativ aufgefallen, was nicht mehr gelehrt wurde und damit meine ich Fächer wie Mathematik, Physik, Chemie usw.
Lückentexte im Fach Geschichte der Klasse 8 als Klassenarbeit waren wohl der negative Höhepunkt dessen, was ich während der Schulzeit meiner Kinder kennenlernen mußte.

10 Jahre in der POS und eben 3 Jahre Berufsausbildung mit Abitur gaben mir das Rüstzeug, um ein Studium zu absolvieren und waren u.a. mit verantwortlich dafür, daß ich heute einer Arbeit nachhege, mit der ich mich identifizieren kann. Und das alles, ohne ständig überfordert zu sein, noch Zeit für Hobbys und Freunde zu haben und und und.
Jeden einzelnen Lehrer möchte ich in Gedanken umarmen, jeden einzelnen Funktionär, der damals an Lehrplänen mitgearbeitet hat, gilt mein Dank, mich auf das Leben vorbereitet zu haben.

Und damit war es ja nicht getan, nach erfolgreichem Abschluß der POS, war es völlig logisch und auch möglich für uns, einen Beruf zu erlernen. Auf dem Abgangs-T-Shirt meines Sohnes steht: 148 in der Warteschlange. 148 Schüler und Schülerinnen, denen sich eben nicht nach ihrer Schulzeit der Weg in einer Berufsausbildung öffnete.

Ich weiß nicht, ob dieser Beitrag nicht besser zu einem 12. Juni gepaßt hätte, aber die Voraussetzungen für meine Schulbildung schuf der kleine Staat, schuf meine DDR. Über tausende Selbstverständlichkeiten könnte ich so berichten, Selbstverständlichkeiten, die vor 23 Jahren einfach weggeworfen wurden, auch weil sie inzwischen zu selbstverständlich waren.

Bildnachweis: http://comixfuzzy.de/kommunistische_fahnen/0007_ddr_l.gif

8 Kommentare:

  1. Danke, dass Du wieder da bist!
    Liebe Grüße aus der Elbmetropole

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  2. Hallo, Jeanette;

    Gestatte mir bitte eine Frage:

    Zählst Du zu den tausenden Selbstverständlichkeiten, die Du erwähnst, auch die Tatsache, dass auf den meisten Entbindungsstationen in der sog. „DDR“ Frühgeborene unter 1000 Gramm in Wassereimern ertränkt wurden??
    Wenn ja, dann bin ich doch sehr froh, dass die Bundesrepublik Deutschland diese (und andere) sozialistischen Errungenschaften nicht übernommen, sondern „weggeworfen“ hat.

    Das gab es ja noch nicht einmal zu Zeiten, als die Klinik, in der Du geboren wurdest, noch Horst-Wessel-Krankenhaus hieß.

    Liebe Grüsse.

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  3. Hallo, Jeanette;

    Gestatte mir bitte eine Frage:

    Zählst Du zu den tausenden Selbstverständlichkeiten, die Du erwähnst, auch die Tatsache, dass auf den meisten Entbindungsstationen in der sog. „DDR“ Frühgeborene unter 1000 Gramm in Wassereimern ertränkt wurden??
    Wenn ja, dann bin ich doch sehr froh, dass die Bundesrepublik Deutschland diese (und andere) sozialistischen Errungenschaften nicht übernommen, sondern „weggeworfen“ hat.

    Das gab es ja noch nicht einmal zu Zeiten, als die Klinik, in der Du geboren wurdest, noch Horst-Wessel-Krankenhaus hieß.

    Liebe Grüsse.

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  4. Hey, Jeanette;

    ich bin mir nicht sicher, ob dieser Blog noch lebt. Schon über 3 Monate kein Posting mehr. Aber egal.

    Du wirst es wahrscheinlich nicht wissen, aber Du bist mir schon lange keine Unbekannte mehr.
    Seit weit über 10 Jahren sehe ich täglich Dein Bild auf dem Schreibtisch meine Mannes.

    (siehe: http://www.margrid-junger-kirste.net/images/Jeanette.jpg )

    und an der Wand hängst Du natürlich auch.

    (siehe: http://www.margrid-junger-kirste.net/images/Töchter.jpg )

    Deshalb will ich Dir auch mal sagen, warum ich hier überhaupt schreibe:
    Vor knapp drei Wochen hat Lothar (Du wirst Dich vielleicht noch an ihn erinnern) Dir Glückwünsche zu Deinem Geburtstag übermittelt.
    Am vergangenen Sonntag sprach er mich an, weil daraufhin gar keine Reaktion erfolgte, dass Du diese wahrscheinlicht nicht erhalten hast.
    Ich habe ihm geraten (das hätte ich besser nicht tun sollen), doch mal zu schauen, ob Du irgendwelche Spuren im Internet hinterlassen hast.
    Gesagt, getan. Er prüfte und fand Deinen gesperrten YouTube Channel, Dein XING account und diesen Blog.
    Am Sonntagnachmittag hat er sich dann die Zeit genommen, Deinen Blog von Anfang an zu lesen und hat dadurch vom frühen, tragischen Tod von Sylvia erfahren.
    Seitdem ist er total schockiert, völlig niedergeschlagen, nahezu komplett paralysiert und kaum noch ansprechbar.
    Ich kann mich nicht erinnern, das in fast 50 Jahren schon mal erlebt zu haben.
    Jedenfalls möchten wir beide nicht versäumen, Deiner Mutti und Dir unser zutiefst empfundenes Mitgefühl auszusprechen.

    Liebe Grüsse.

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  5. Hallo, Jeanette;
    Ja,leider gibt es keine weiteren guten Eintragungen mehr! Sicher bestehen dafür Gründe.
    Zu dem mehrfach hineingestellten Kommentar von Margrid über die untergewichtigen Neugeborenen aus der DDR, kann ich nur sagen: die Horrormärchen - nicht von Wilhelm Hauff - werden nicht alle, aber sie drücken doch den unverblümten dummen, antikommunistischen Haß der Hofschranzen des Finanzkapitals aus. In der DDR gab es praktizierten sozialistischen Humanismus, von dem die BRD Welten entfernt ist. Das Gesetz zum Schutz von Mutter und Kind bedurfte keiner Babyklappe oder einer Obdachlosenhilfe. Genauso wie Arbeitslosigkeit ein Fremdwort für uns war, war auch der Krieg ein Fremdwort. Nicht so in der von Gauck angeprangerten und ohnehin bereits armseligen von " Glücksüchtigkeit" betroffenen Gesellschaft. Es ist

    Die Blablabla-Gesellschaft

    Statt Verbreitung von Kultur,
    Überall abstruser Kult
    Und von Freiheit keine Spur.
    Nebelkult wirkt als Zensur.
    Nie liegt im System die Schuld.

    Ob Vereine für die Schwulen,
    Lesben und Prostitution,
    Lady-Gaga-Fans in Schulen,
    Doch am allermeisten buhlen
    Söldner für die Kriegsvision.

    Auch ein Kult wird links getrieben
    Um die Sitze bei den Wahl’n.
    Hinterher, ganz nach Belieben,
    Ist von allem nur geblieben
    Zu erleiden Sitzungsqual’n.

    Pluralismuskult beim Reden,
    Korruption samt Lügenkult,
    Börsenheiligkeiten kneten
    In den Partys, Gipfelfeten
    Paragraphisch Volksgeduld.

    Ich halte es mit dem Hackschen Leitspruch von Jeannette: "Wessen sollten wir uns rühmen, wenn nicht der DDR"

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  6. Liebe Jeanette,

    ich schreibe es auch auf diesem Weg.
    Ich bin langsam ein wenig beunruhigt, dass Du diesen Blog derzeit nicht weiterführst. Bitte sende/schreibe doch ein Lebenszeichen. Ich würde Dir bei Bedarf auch gerne helfen.

    Kai aus Rhein-Main

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  7. ich schreibe es auch auf diesem Weg. ich bin mir nicht sicher, ob dieser Blog noch lebt. Schon über 3 Monate kein Posting mehr. Aber egal.

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  8. Liebe Jeanette,

    es gibt eine Zeit der Stille, eine Zeit des Schmerzes, der Trauer
    und eine Zeit der dankbaren Erinnerungen.

    Ich möchte es nicht unterlassen, Dir zum fünften Jahrestag des Todes von Sylvia meine aufrichtige und schmerzvolle Anteilnahme zu übermitteln.
    „Sylvia; Du warst es wert, so sehr geliebt zu werden. Du warst es wert, dass soviel Traurigkeit geblieben ist an Deiner Stelle.
    Ich bin tief erschüttert und mein Mitgefühl gilt Deiner Mutti, Deiner Familie und Deinen Freunden. Du bleibst im Herzen vieler Menschen, die Dich nicht vergessen werden. Danke, dass es Dich gab, wenn auch nur für eine Weile.“

    Lothar

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