Freitag, 4. September 2009

Ja, ich auch


Gestern war Betriebsausflug, sicher findet sich in den nächsten Tagen die Zeit, über Anlaß und Ablauf etwas zu berichten. Wichtiger war aber der Umschlag, den ich beim Heimkommen gegen 23.30 Uhr auf dem Tisch fand. Ja, es ist Monatsanfang, der RotFuchs ist angekommen.

Alle Artikel lese ich natürlich in den nächsten Tagen, doch 5 Seiten dulden keinen Aufschub, der Leitartikel (he, nennt man das heute noch so?) von Klaus Steiniger, Archie und die Leserbriefe. Diese Seiten werden sofort verschlungen, egal wie spät es ist und egal, wann am nächsten Morgen der Wecker klingelt.

Und wie schon vor einem Monat fand ich bei Archie etwas, was ich aus vollstem Herzen bejahen kann, den Satz "Ich war gern DDR-Bürger."
Ich war es gern und es gab nichts, weder vor 30 Jahren, vor 25 oder 20 was mich veranlaßt hätte, dieses Land zu verlassen.

Und dabei habe ich mich genauso wie viele andere geärgert, wenn es keine Rouladen gab, war ich froh, daß es nützliche Dinge, die eben in Viereck - Ernst-Thälmann-Siedlung nicht zu haben waren, es mal in Berlin bei Muttern oder in Karl-Marx-Stadt bei den Schwiegereltern gab.
Nie jedoch war das für mich das Wichtigste, wichtig war vor allem, und ich hoffe, es kommt auch in diesem Blog zum Ausdruck, die Friedenspolitik meines Staates und die Fürsorge, die er jedem Kind angedeihen ließ.

Vielleicht habe ich vor 30, 25 oder 20 Jahren auch mal neidisch in den anderen deutschen Staat via Fernsehen geschaut, was es dort alles gab, ob es als Studentin die Skribentstifte waren, auf die ich so 5 Monate warten mußte oder die billige Schokolade, Füllstifte und und und. Ja, das hätte mir auch gefallen, ich gebe es gern zu.

Inzwischen sind mir aber auch einige damalige Selbstverständlichkeiten bewußter geworden und deshalb kann, nein muß ich sagen: Ja, ich auch.

Liebe RotFüchse, bitte nicht böse sein, daß ich für meinen heutigen Blogbeitrag den Fuchs einfach so geklaut habe.


2 Kommentare:

  1. Die Zeitschrift lese ich in genau derselben Reihenfolge. Mein Geburtsland liebe ich auch sehr und bin traurig darüber, dass ich es nicht besser behüten konnte. Bist ein mutiges Mädel, mit Deinen Gedanken und Fragen.

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  2. Liebe Jette,
    Also, das ist mir da Neueste daβ es auch in der BRD Betriebsausflüge gibt. Bin da schon gespannt auf deinen Bericht, denn es kann doch niemals dieselbe Atmosphäre hergeben wie unsere Betriebsauflüge, damals in der DDR…
    Mir gefielen die Betriebsausflüge, mal weg aus Frankfurt (Oder), natürlich besonders wenn es nach Dresden, oder zumindest in den südlichen Bezirken fuhr. In den letzten Jahren machte es aber kaum noch Spaβ. Nach einige Kilometer und entsprechende Runden Schnaps fing es an mit Lieder von Heino (Braunschwarz ist die Haselnuβ) oder anderes ‚kulturelles’ Bagage aus dem Westen. Die Kollegen redeten zuerst zum x-ten Male betriebsspezifischen Zeug oder Haushalttratsch um dann ins Schwärmen über den „goldenen“ Westen zu geraten. Wenn man was dagegen sagen wollte, hieβ es „Ja, Sie…machen Se mal Feierabend“. Da hätten die Genossen die es wissen wollten mal die Temperatur nehmen können, ein Betriebsausflug sah eben (leider) anders aus als im Bericht der BPO an der Bezirksleitung oder in einen Artikel der „Tribüne“.
    Es kommt nun doch bald der 60. Jahrestag unserer Republik, das heiβt wenn sie noch bestünde, nicht verraten und verkauft, verschachert worden wäre. Für mich persönlich würde ich meine Meinung, meine Haltung, so zusammenfassen: Ich bin doch in Januar 1985 legal ausgereist, bin meinem damaligen Ehemann nach Belgien gefolgt, das war kein „Nein“ zu unserem System. Trotz meiner Unzufriedenheit mit manche, insbesondere in den Jahren nach dem VIII. Parteitag gewachsenen, Miβstände wollte ich nicht weg. Auch im Ausland blieb ich, bin ich nach wie vor eine mündige, kritische Bürgerin der DDR, nachdrücklich nicht der BRD. Deshalb freue ich mich sehr über deinen Blog und über unsere Freundschaft. Die Deutschen, die Welt sollten Gelegenheit haben zur Kenntnis zu nehmen, daβ es – trotz alledem – noch solche wie wir gibt die sich positiv zu unserer Deutschen Demokratischen Republik bekennen.
    Es grüβt ganz lieb,
    deine Freundin
    Nadja

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