Sonntag, 23. Mai 2010

Endlich Frühling


Komm, lieber Mai
(Text: Christian Adolf Overbeck (1775)

Komm, lieber Mai, und mache
die Bäume wieder grün
und lass mir an dem Bache
die kleinen Veilchen blühn!
Wie möchte ich doch so gerne
ein Veilchen wieder sehn,
ach, lieber Mai, wie gerne
einmal spazieren gehn!


Zwar Wintertage haben
wohl auch der Freuden viel:
man kann im Schnee eins traben
und treibt manch Abendspiel,
baut Häuserchen von Karten,
spielt Blindekuh und Pfand,
auch gibt's wohl Schlittenfahrten
aufs liebe freie Land.


Doch wenn die Vögel singen
und wir dann froh und flink
auf grünem Rasen springen,
das ist ein ander Ding!
Jetzt muss mein Steckenpferdchen
dort in dem Winkel stehen,
denn draussen in dem Gärtchen
kann man vor Schmutz nicht gehn.


Am meisten aber dauert
mich Lottchens Herzeleid,
das arme Mädchen lauert
recht auf die Blumenzeit.
Umsonst hol ich ihr Spielchen
zum Zeitvertreib herbei,
sie sitzt in ihrem Stühlchen
wie's Hühnchen aus dem Ei.


Ach, wenn's doch erst gelinder
und grüner draußen wär!
komm, lieber Mai, wir Kinder,
wir bitten gar zu sehr!
O komm und bring vor allem
uns viele Veilchen mit,
bring auch viele Nachtigallen
und schöne Kuckucks mit.


Bildnachweis: Richard Stahl "Frühling am Obersee" 2007 Berlin-Hohenschönhausen

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke liebe Jette,
Und auch hier hat ENDLICH - wenn auch mit Verspätung - der richtige Frühling Einzug gehalten.
Nun ist es noch warten auf einen politischen Frühling...
Schreibste mir auch mal wieder wat zu? ;)
Ganz liebe Grüße,
Deine Nadja