Mittwoch, 7. Juli 2010

Zwei Frauen - Olga und Ruth


Ruth Ursula Beurton - der Name kein Begriff? Ruth Ursula Kuczynski? Vielleicht helfen die Namen "Sonja" oder Ruth Werner weiter.

Heute vor 10 Jahren ist Ruth Werner im Alter von 93 Jahren versorben - Kommunistin, Kundschafterin, Antifaschistin.

Als sie 1950 in die DDR kam, hatte sie bereits in China, in der Mandschurei, in Polen, in der Schweiz und in England für die sowjetischen Nachrichtendienst als Kundschafterin gearbeitet, war Oberst und ihr wurde vom Michail Kalinin ihr erster Rotbannerorden verliehen. Erfolgreich hat sie mit Richard Sorge, mit Sandor Rado, mit ihrem Mann Len Beurton (Spanienkämpfer) und mit Jim Foote (wechselte später die Seiten) zusammengearbeitet. Nie wurde ihr Sender entdeckt, nie ihr Code entschlüsselt.

1950 dann der Neuanfang. Zuerst arbeitete sie im Amt für Information (kurioserweise hat die langjährige Kundschafterin einen Panzerschrank damals nicht verschlossen und erhielt eine Parteistrafe wegen ungenügender Wachsamkeit), dann nach nahegelegter Kündigung bei der Kammer für Außenhandel. Bis zu diesem Zeitpunkt wußte in der DDR außer Wilhelm Kling (Widerstandskämpfer und ihr erster Vorgesetzter) niemand von ihrer Tätigkeit für die Sowjetunion.

Seit 1956 arbeitete Ruth Werner dann als freiberufliche Schriftstellerin.

Und da kommen wir zum zweiten Namen, zu Olga. Eines ihrer besten Bücher schieb Ruth Werner über Olga Benario-Prestes. Vieles haben beide Frauen gemeinsam. Sie sind beide in relativ wohlhabenden Elternhäusern aufgewachsen und fanden trotzdem früh ihren Weg in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands und später in die KPD. Beide waren aktiv in ihren jeweiligen Organisationen tätig, Olga befreite 1928 (zwanzigjährig) ihren damaligen Lebensgefährten Otto Braun aus dem Berliner Moabiter Gefängnis.

Es könnte sein, daß sich beide Frauen in China kennengelernt haben. Leider erwähnt Ruth Werner in "Sonjas Rapport" nur Otto Braun mit dessen Lebensgefährtin und keinen genauen Namen.
Andere Kommunisten kannten sowohl Ruth als auch Sonja, entweder aus Berlin, China oder Brasilien. Sabo (Elisabeth) und Arthur Ewert, das deutsche kommunistische Ehepaar war mit Ruth in China und später mit Olga in Brasilien. Im Auftrag der Kommunistischen Internationale geht Olga 1934 mit Luis Carlos Prestes, um den bewaffneten Widerstand gegen Vargas vorzubereiten. Nach dem Fehlschlag dieser Aktion wurden sowohl Prestes, Olga als auch Sabo und Arthur Ewert festgenommen.
Olga und Sabo wurden 1936 in das faschistische Deutschland ausgeliefert, eine geplante Flucht während der Überfahrt gelang nicht.

All das ist nachzulesen in dem wunderbaren Buch Ruth Werners, die wohl wie keine andere befähigt war, genau dieses Buch zu schreiben, glich sich der Lebensweg, der Lebenstraum, der Wunsch nach Kindern auch während dieser schweren Zeiten sehr auffällig. Breiten Raum widmet Ruth Werner der Fürsorge und später Sorge um das im faschistischen Kerker geborene Kind, Anita Leocadia, von Olga Benario und Luis Carlos Prestes.

Und während es Ruth Werner mit ihren Kindern vergönnt war, nach 1945 am Neuaufbau ihrer Heimat mitzuarbeiten, ging Olgas letzter Weg 1942 in die Gaskammern von Bernburg.

Der letzte Abschnitt des Buches:

"Dort stiegen sie aus und betraten durch eine kleine zweite Tür ein Gebäude. Als ihnen im Vorzimmer des Arztes befohlen wurde, die Kleidng abzlegen, gelang es Olga, nur noch schnell das Stück Papier mit der unvollendeten Reiseroute in den Saum zu schieben. - Und sie hätte doch so gern ihre letzte Aufgabe bis zu Ende erfüllt."

Bildnachweis: Ruth Werner fotografiert von Gabriele Senft




3 Kommentare:

Frank aus Storkow hat gesagt…

Der Link zu " Gabriele Senft "
funktioniert nicht

www.gabrielesenft.de

Jeanette hat gesagt…

Danke, jetzt sollte es gehen

Mohnblume54 hat gesagt…

Liebe Jette - danke für die vielen aufrüttelnden Gedankensplitter. Ich bin wieder da - man sieht mich auch auf vielen Feldern wieder leuchten:)und ich kann meine Lieblingsblogs aktuell verfolgen. Liebe Sonntagsgrüße auch von meiner Freundin der Sonnenblume :)