Mittwoch, 20. Oktober 2010

Minijobs sind Schei.e,


das weiß man eigentlich und trotzdem denkt man nicht weiter darüber nach. Wohl bis zu dem Moment, in dem es einen mehr oder weniger betrifft.

Es ist ja nicht so, daß ich nicht gemerkt habe, welch ein Glücksfall es ist, wenn Verkäuferinnen und Verkäufer noch einen Vollzeitvertrag in der Tasche haben, nein immer mehr geht es zu den Teilzeitjobs hin, damit die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen für den "menschen-" und kundenfreundlichen Arbeitgeber immer dann zur Verfügung stehen, wenn der das denn eben braucht. Wer der liebe Arbeitgeber seine Beschäftigten gerade mal nicht braucht, können die schließlich gut zum Sozialamt gehen.

Trotzdem war mir das Problem nicht wirklich bewußt, obwohl sowohl meine Tochter im Verkauf arbeitet (allerdings mit Vollzeitvertrag) als auch mein Sohn diesen Beruf erlernt.

Vorigen Donnerstag gab es bei ZDF.reporter einen Beitrag über die Minijobs im Handel. Vielleicht wäre auch das mit der entsprechenden Empörung an mir vorbeigerauscht, wenn nicht ausgerechnet die Lebensmittelkette, in der mein Sohn seit einem Jahr seine Praktika absolviert, beispielhaft für andere betrachtet worden wäre.

Wie unmoralisch, wie verkommen muß man eigentlich sein, sich vor die Kamera zu stellen und auszusagen, man hätte keine finanzielle Vorteile von dem arbeitsmarktpolitschen Instrument Minijob. Den Arbeitgeber kostet das außer den 400 EUR noch 15 % Pauschalabgaben, sollte der Minijobber noch ergänzende Grundsicherung beziehen müssen, zahlen das die Steuerzahler.

Aber nichts destotrotz kann die Kette seit 2001 laut Wikipedia auf regelmäßige Auszeichnungen hinweisen:

  • 2008: Bundesverdienstkreuz am Bande für Wolfgang Gutberlet für die hohe Ausbildungsquote, Schaffung neuer Arbeitsplätze und seinen Einsatz für hohe Lebensmittelqualität durch den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch[7]
  • 2007: Entrepreneur des Jahres 2007 (Kategorie Handel)
  • 2006: Auszeichnung mit dem Branchen-Oscar Goldener Zuckerhut
  • 2005: Bio-Markt des Jahres in Gold und Silber
  • 2005: Wolfgang Gutberlet (Vorstandsvorsitzender der tegut…): Ökomanager des Jahres 2005, verliehen durch Capital und WWF
  • 2003: BestPersAward – 1. Platz – Sparte: Personalführung
  • 2003: Tegut-Tochter Rhöngut: Innovationspreis für Technologie und Verfahren
  • 2003: Tegut-Tochter tegut…bankett bekommt vom Party Service Bund Deutschland e. V. „Drei Sterne“ für vorbildliche Event- und Veranstaltungsausrichtung in den Kategorien Planung, Dekoration, Menü- und Speisenaufbau, Service und Geschmack.
  • 2001: Deutscher Frucht-Preis-Sieger

Langsam werden es immer weniger Geschäfte, in denen ich einkaufen kann. Mögen die Artikel bei Tegut noch so gut sein, die Filialen ansprechend aussehen, eine derartige Personalpolitik mag ich nicht unterstützen. Außerdem hatte ich ehrlich gehofft, mein Sohn könnte irgendwann von seinem Gehalt leben, sich eine eigene Wohnung und eventuell sogar eine Familie leisten. Aber dazu muß er dann wohl auswandern.


Keine Kommentare: