Dienstag, 3. November 2009

Königsberger erklärt die Welt

"Ob Abdullah Abdullah ein vorzeigbarerer Präsident für Afghanistan gewesen wäre als der jetzt endgültig zum Sieger ausgerufene Hamid Karsai, darf getrost bezweifelt werden. Der Verzicht des Konkurrenten des alten und neuen Präsidenten auf eine Stichwahl schmälert deshalb weder die Demokratie noch fördert er sie, denn sie steht ohnehin nur auf dem Papier."

Ohja, also nach 8jährigem Militäreinsatz, oder nennen wir das Kind beim Namen, Krieg, keine Demokratie in Afghanistan, na sowas aber auch. Dabei sind doch die Streitkräfte der USA und ihrer Statthalter ausgezogen, die Taliban zu besiegen und dem afghanischen Volke die achso unerläßliche westliche Demokratie zu Füßen zu legen.
Das scheint ja selbst nach Ansicht des Kommentators meiner Zeitung nicht geklappt zu haben.

Aber weiter:

"Das wissen alle, allen voran der US-Präsident Obama. Doch ihm bleibt nichts übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Denn ein Abwenden vom bösen Mann im Präsidentenpalast hätte zur Folge, daß die Taliban das Land endgültig überrennen würden."

Also nicht nur keine Demokratie, nun nicht mal ein Sieg gegen die Taliban wurde erreicht? Völlig neue Töne in der deutschen Presse, wenn sie nicht gerade "junge Welt" heißt.
Herr Königsberger findet aber gleich einen neuen Kriegsgrund und will uns den ordentlich schmackhaftmachen...gut, das Schüren von Angst kennen wir inzwischen.

"Deshalb wird den USA und mit ihnen Deutschland, Groß-Britannien und all den anderen Staaten, die Truppen am Hindukusch stehen haben, nichts anderes übrig bleiben, als so weitermachen wie bisher. Fällt Afghanistan, droht dem Nachbarn Pakistan endgültig offener Krieg auf eigenem Boden. Mit Blick auf die Atomwaffen dort wäre das erst recht ein Albtraum für den Rest der Welt."

Klar, so ein paar Drohnen in Pakistan, weil von der USA eingesetzt, sind nicht weiter schlimm, aber offener Krieg? Jetzt verteidigen wir also Pakistan.

"Der Verzicht auf eine Stichwahl, auch wenn sie die Verfassung des Landes vorschreibt, ist richtig. Denn mit nur einem Kandidaten wäre sie zur Farce geworden und zwar zu einer, die viel Geld und was noch weit schlimmer wäre, ganz sicher viele Menschenleben gekostet hätten. Die Taliban hätten auf jeden geschossen...."

Aha, daß schon die Ansetzung zu diesem Termins die Stichwahl zu einer Farce machte, daß die geographischen Gegebenheiten in Afghanistan eine Wahl jetzt für viele gar nicht möglich machen, keine Rede davon. Also leben die westlichen Vorzeigedemokraten mit einem Präsidenten, der schon bei der ersten Wahl massiv getrogen hat, Hauptsache, der Krieg geht weiter.

In einer anderen Rubrik der heutigen Ausgabe findet sich der Satz eines Grenzsoldaten: "Man darf nicht vergessen. Die Grenztruppe war auch Kanonenfutter."

Ich allerdings frage mich, welcher Staat wohl seine Soldaten als Kanonenfutter mißbraucht, der, der seine Soldaten in 40 Jahren seines Bestehens nie, kein einziges Mal, außerhalb des eigenen Landes eingesetzt hat, oder der Staat, der seit 1999 wieder aktiv an Kriegen in aller Welt teilnimmt.

Quelle: AZ vom 03.11.2009, Kommentar von Peter Königsberger; und Artikel "Ich habe die DDR verteidigt"

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