Freitag, 27. November 2009

Wenn der Amtschimmel wiehert

Ja, ich weiß, natürlich ist es meine Schuld. Aber nachdem ich meine neue ec-Karte und mein Jobticket hatte, sind Führerschein und Personalausweis so ein wenig in Vergessenheit geraten. Vielleicht hatte ich auch einfach die Hoffnung, der Finder schickt mein Portemonnaie noch zurück.

Nun hat es sich aber ergeben, daß ich urplötzlich am Sonntag mal wieder eine Heimatreise antreten muss und schaudernd fiel mir ein, ohweia Du hast ja keine Papiere.

Also habe ich mich heute morgen mit Paßbild und Geburtsurkunde bewaffnet und ab ins Bürgerbüro Nieder-Olm. Die machen ja auch freundlichst um 07.00 Uhr schon auf und auch von dort brauche ich mit dem Bus nur eine halbe Stunde zur Arbeit.

Ich kam dort gegen 7.25 Uhr an, kein Mensch war vor mir und als ich der Dame mein Anliegen erklärte, fragte sie auch prompt nach Geburtsurkunde und Paßbildern. Okay, einen vorläufigen Führerschein gibts dort nicht, aber das wäre mir egal, wenn ich doch gleich einen vorläufigen PA in den Händen halten sollte. Fahre ich eben ohne Führerschein, ausweisen könnte ich mich ja zumindest.

Tja weit gefehlt, zwar war die Geburtsurkunde der Deutschen Demokratischen Republik in Ordnung, auch wenn die Dame dort etwas komisch draufguckte, aber das war dann doch kein Problem. Nur die Bilder, die Bilder, de gingen ja gar nicht, schließlich wären sie auf jeden Fall älter als zwei Monate. Damit könne sie nun gar nichts anfangen, aber um 10.00 Uhr mache gegenüber der Fotograf auf, dann würde alles sehr schnell gehen.

Um 10.00 Uhr hatte ich bereits auf der Arbeit einen Termin und so sagte ich ihr auch noch den wahrlich nicht sehr schönen Anlaß meiner Reise und ob mein Foto nicht wenigstens für den vorläufigen PA gehen würde, für den richtigen würde ich dann ein ganz aktuelles Foto vorbeibringen.
Nein, das ginge selbstverständlich nicht, schließlich gäbe es eine Vorschrift, Bilder dürften nicht älter als 2 Monate sein und wenn sie mir den vorläufigen PA ausstellen würde, könnte ich Ärger bekommen.

Auf mein Argument, ich würde ohne PA sicher viel mehr Ärger bekommen, ging sie leider nicht ein.
Nun frage ich mich schon den ganzen Tag, weshalb für ein Dokument, welches 10 Jahre Gültigkeit hat, ein Foto nicht genommen wird, obwohl ich darauf eindeutig als diese Person zu erkennen bin, ich habe doch nicht das Foto rechts hier im Blog mitgenommen.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Meine liebe Jette,
Wenn ich so was lese…kann ich nur Gott danken daß ich nicht in der BRD leben muß! Bürokratie und auch Härtefälle gab es (leider) zwar auch bei uns in der DDR, aber dort waren es Überbleibsel der alten Gesellschaft.
In 1987 fragte mich ein Genosse aus Rostock, der Kraftfahrer von der DDR Jugenddelegation die an eine Friedenskarawane teil nahm, mir „War es denn die richtige Entscheidung?“( daß ich nach Flandern, Belgien übergesiedelt war). Ich kann, zum Glück, immer noch eindeutig mit „Ja!“ antworten. Nicht daß es in Belgien überhaupt keine Bürokratie gebe, aber im Allgemeinen, geht es hier in den städte- und gemeindliche Ämter, doch viel lockerer, menschlicher zu. Kein Vergleich mit den von Dir beschriebene Amtschimmel in Mainz „wie es singt und lacht“ ;), nicht in dem Ausmaß von der selbsternannten „Modeldemokratie BRD“.
Liebe Jette, ich wünsche Dir viel Stärke bei dem was Dir bevorsteht.
Vom ganzen Herzen,
Deine Freundin
Nadja
<3