Montag, 28. Februar 2011

Zum 90. die herzlichsten Grüße


Willi Sitte wird heute 90 Jahre alt. Die herzlichsten Glückwünsche und dem Jubilar ein gutes 91. Lebensjahr.

Wann immer sich bestimmte Jahreszahlen, Geburtstage runden, überlege ich mir, haben sie für Dich eine Rolle gespielt, kannst Du etwas damit verbinden.

Wann genau Willi Sitte in Form seiner Gemälde in mein Leben getreten ist, weiß ich nicht mehr genau. Aber es könnte schon sein, daß es mit dem vor Eröffnung des Palastes der Republik im Jahr 1976 war, als sein Wandbild "Die rote Fahne - Kampf, Leid, Sieg" in den Medien der DDR vorgestellt wurde. Von Malerei verstand ich sicher mit meinen 14 Jahren nichts, bis dahin wußte ich nur mit Gewißheit, das "Die Wolgatreidler" von Ilja Repin und "Eisenwalzwerk" von Adolph Menzel geschaffen wurden. Schulstoff Zeichnen halt.

"Die rote Fahne - ..." begeisterte mich von Anfang an, immer wieder und als Berlinerin war ich über Jahre hinweg mindestens einmal monatlich im Palast, stand ich vor diesem Werk und schon sehr zeitig wollte ich genau von diesem Gemälde einen Kunstdruck besitzen. Aber während hier die vor zig Jahren aufgeblockten Spitzwege hängen, habe ich den Kauf bei Sitte irgendwann aus den Augen verloren. Schade!

Aber eines hat dieses Bild bewirkt, daß ich mich für bildnerische Künste zu interessieren begann. Interessieren? Vielleicht zu hoch gegriffen, aber anschauen, meine eigenen Gedanken machen, ja, das begann mit "Die rote Fahne - Kampf, Leid, Sieg".

Bildnachweis: "Die rote Fahne - Kampf, Leid, Sieg", Willi Sitte, aus "Der Palast der Republik", VEB E.A.Seemann Verlag Leipzig 1979

Freitag, 25. Februar 2011

Dagegen sind manche


Einfälle richtig sympathisch. Leider ist dieser anscheinend auf nicht viel Gegenliebe gestoßen, ansonsten hätte der OB von Mainz Jens Beutel wohl keine Strafanzeige gestellt. Ich konnte mir beim Lesen des Artikels ein Grinsen trotzdem nicht verkneifen.

Und es ist wohl schon fast bemerkenswert, daß in Mainz ab und zu über die Berechtigung einer "Hindenburgstraße" nachgedacht wird.

Daß die Neue Synagoge nun schlecht in eben einer solch benamsten Straße stehen kann, ist den Stadtoberen denn aber doch aufgegangen. Schließlich wurde der Platz vor der Synagoge kurz vor deren Eröffnung am 03.09.2010 namentlich von der Hindenburgstraße getrennt und heißt heute Synagogenplatz.

Bildnachweis: Linus Wolf


Genial oder einfach nur zum k.tzen

Auch eine Form von Diskreditierung. Man lade einfach in eine Talkshow (gestern bei Maybrit Illner) Michel Friedman ein und lasse ihn als Kritiker von Karl Theodor von und zu Guttenberg auftreten.


Sonntag, 20. Februar 2011

"Macht keinen guten Mann kaputt"


Nehmen wir uns also nochmal den Satz Franz Josef Wagners vor: "Macht keinen guten Mann kaputt."

Wer ist Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg denn nun. Bis ins Jahr 2009 war er den meisten Bundesbürgern, obwohl bereits seit 2002 im Bundestag vertreten, sicherlich wenig bekannt.

Eben habe ich in einem Forum gelesen, er wäre keine Quotenfrau, sinngemäß. Aber irgendwie ist er eben doch eine Quotenfrau. Als im Februar 2009 Michael Glos etwas eingeschnappt von seinem Amt als Wirtschaftsminister zurücktrat und der unbekannte Guttenberg ihm nachfolgte, wurde mir zum ersten Mal bewußt, daß es wirklich weniger um Eignung als auch um Bundesländer und deren in Berlin vertretenen Minister ging. Noch deutlicher allerdings trat dieser Umstand 2009 beim Rücktritt Franz Josef Jungs und der Installierung von damals Kristina Köhler (heute Schröder) zutage, daß es wohl jemand aus Hessen sein mußte, da eben Jung auch aus Hessen stammt.

Kehren wir zurück zu dem im Februar 2009 ernannten Wirtschaftsminister Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg zurück.
Das erste, was den Medien an Leistungsbereitsschaft auffiel, war sein etwas zusammengeschwurbelter Lebenslauf. Panorama zeigte dies bereits in einem Beitrag vier Tage nach seinem Amtsantritt.
Was bleibt von seiner Zeit als "guter" Mann und Chef des Wirtschaftsressorts der BRD? Da wäre wohl die Opel-Rettung und sein Gebaren dabei zu nennen. Von seinem Trip im März 2009 in die USA bleiben vor allem Pressefotos, irgendwelche Vereinbarungen sowohl mit der US-Regierung als auch mit dem Mutterkonzern GM zählen jedoch nicht zu seinen Mitbringseln. Schön, daß wenigstens die mitreisenden 38 Journalisten ihren Flug bezahlten und somit die Kosten-Nutzen-Rechnung der Regierungsmaschine stimmte.
Später war der Wirtschaftminister vehement gegen die Opel-Rettung, er drohte in der Rettungsnacht am 30.05.2009 wohl seinen Rücktritt an, aber ganz so schnell schießen weder Preußen noch Franken. Die Politikerkarriere des "guten" Mannes wäre dann auch arg kurz gewesen.

Sommer 2009. Nicht nur in der BRD ist das Entsetzen über den von einem deutschen Oberst angeordnete Bombenangriff auf zwei geklaute Tanklaster der Bundeswehr groß. Der zu diesem Zeitpunkt verantwortliche Verteidigungsminister (Himmelkrüzitürken, gibbet auch einen anderen Vornamen als...) Franz Josef Jung wird nach, vorsichtig ausgedrückt, unglücklichem Krisenmanagement aus der Schußlinie genommen und übernimmt nach Bildung des neuen Kabinetts das Arbeitsministerium, während Guttenberg nun für das Verteidigungsministerium Verantwortung trägt.

Damit erbt er auch die Verantwortung für die Aufklärung des Luftangriffs auf die zwei entwendeten Tanklaster mit zivilen Opfern und spricht nur Tage nach seinem Amtsantritt und sicherlich auch nicht genügender Kenntnis von militärischer Angemessenheit. Das war zwar nicht klug, aber im Dezember ruderte der Bildsonnyboy ja auch entsprechend zurück.
Infolge der Kunduzaffäre und der etwas verworrenen Informationspolitik wurden der Generalinspekteur der Bundeswehr Schneiderhan und der Staatssekretär Peter Wichert entlassen. Tja, leider gibt es auch dazu irgendwie unterschiedliche Versionen. Ein weiterer General durfte dann Anfang März 2010 in den zeitweiligen Ruhestand.

Immer wieder wird auch kolportiert, der "gute" Mann sprach als erster von Krieg in Afghanistan. Nein, genau das tat er nicht. Er hat zwar immer mal das Wort "Krieg" in den MUnd genommen, aber er selbst sagte nie, die Bundeswehr befinde sich ihm Krieg, siehe Interview für die Bildzeitung am 03.11.2009, veröffentlicht auf der Webseite der Bundesregierung:

"Bild: Werden Sie - wie Ihre Soldaten – "Krieg" nennen, was sich in Afghanistan abspielt?

zu Guttenberg: Ich will ganz offen sein. In Teilen Afghanistans gibt es fraglos kriegsähnliche Zustände. Zwar ist das Völkerrecht eindeutig und sagt: Nein, ein Krieg kann nur zwischen Staaten stattfinden. Aber glauben Sie, auch nur ein Soldat hat Verständnis für notwendige juristische, akademische oder semantische Feinsinnigkeiten? Und: Manche herkömmliche Wortwahl passt für die Bedrohung von heute nicht mehr wirklich. Ich selbst verstehe jeden Soldaten, der sagt: In Afghanistan ist Krieg, egal, ob ich nun von ausländischen Streitkräften oder von Taliban-Terroristen angegriffen, verwundet oder getötet werde". Der Einsatz in Afghanistan ist seit Jahren auch ein Kampfeinsatz, Wenigstens in der Empfindung nicht nur unserer Soldaten führen die Taliban einen Krieg gegen die Soldaten der internationalen Gemeinschaft."

Im April hört sich das nicht mehr ganz so sicher an, aber was bitte ist umgangssprachlicher Krieg? Die Stelle wörtlich:

»Auch wenn es nicht jedem gefällt, so kann man angesichts dessen, was sich in Afghanistan, in Teilen Afghanistans abspielt, durchaus umgangssprachlich – ich betone umgangssprachlich – in Afghanistan von Krieg reden.«

Am 7. November 2010 verunglückte eine Kadettin der Bundeswehr auf dem Tradionsschiff "Gorch Fock" beim Training tödlich. Bereits 2008 machte das Segelschulschiff Schlagzeilen, als eine Offiziersanwärterin während ihrer Seewache und unter nie ganz geklärten Umständen von Bord ging. 2008 und das sei hier angemerkt, trug Karl Theodor von und zu Guttenberg dafür keine Verantwortung. Warum aber nach einem zweiten tödlichen Unfall, eben jenem am 07.11.2010 die "Gorch Fock" nicht sofort zur Heimreise aufgefordert wurde, hm, mir ist das unverständlich. Ironie on: Hat die Bundeswehr eigentlich keine Berufsgenossenschaft? Ironie off.
Erst nachdem die Presse darauf aufmerksam machte, erging im Januar diesen Jahres der Befehl zur Umkehr des Schiffes und veranlaßte über den Generalinspekteur der Marine die Absetzung des Kapitäns Norbert Schatz. Schon 2008 fuhr die "Gorch Fock" unter dem Kommendo von Kapitän Schatz, eine Suspendierung bis zur Klärung der Todesumstände beim Unfall im November 2010 hätte für mich Sinn gemacht, eine Abberufung im Februar 2011 wirft mehr Fragen auf als sie klärt.

Da fällt mir gleich noch ein: Wie lang braucht eigentlich eine Segeljacht, um von Argentinien nach Kiel zu kommen. Schließlich hat doch der Verteidigungsminister am 04. Februar 2011 verfügt, "dass sie sofort und auf direktem Weg nach Deutschland zurückkommen soll."

Zwischen dem Tod der jungen Bundeswehrangehörigen und der medialen Aufmerksamkeit für das etwas merkwürdige Krisenmangement ihres obersten Vorgesetzten wurden wir noch Zeuge einer Adventstalkshow mit Kerner und Ehefrau Stephanie von und zu Guttenberg, bei der es massenhaft von den Medien Kritik hagelte. In Umfragen der Bildzeitung allerdings fanden 78 % der Abstimmenden diesen PR-Besuch angemessen.

Und dann wäre da noch die Geschichte mit den geschenkten 398 Mill. Vertragsstrafean die EADS für den Militärtransporter A400M, 7 Flugzeuge weniger fürs gleiche Geld.

Ich weiß, ich habe einige Meilensteinchen in der Ministerkarriere von und zu Guttenbergs hier nicht erwähnt, u. a. die Einführung einer Berufsarmee in Deutschland oder die sinngemäße Äußerung, daß natürlich auch für wirtschaftliche Interessen militärische Einsätze eine Option sind. Ich hoffe, ich konnte trotzdem deutlich machen, warum ich Bildsonnyboy nicht nur nicht gut finde, sondern ihn eher als eine Katastrophe einschätze.

Bildnachweis: dpa


Samstag, 19. Februar 2011

Manchmal lohnt es sich,

in der Bildzeitung nachzulesen. Am 27.08.2009 schrieb DER Kolumnist dieses Staates folgendes:

"Lieber falscher Dr. Schmidt

Sich einen falschen Busen oder falsche Haare auf die Glatze einpflanzen zu lassen, ist nicht unmoralisch. Sich ein falsches Gehirn einpflanzen zu lassen, muss per Gesetz bestraft werden. Ein Doktortitel ist kein Busen, kein Facelifting und keine Straffung des Popos.

Der Doktortitel war einmal das Edelste der forschenden Studierenden. Wenn der Doktortitel heute verramscht wird, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn Nobelpreise andere kriegen. Der Doktortitel war früher ein Juwel, er ist heute Blech. Er ist für Geld zu kaufen.

Ihr Franz Josef Wagner"


Zurecht prangerte der an, und bei Franz Josef Wagner kann man wohl selten die Worte 'zu Recht' gebrauchen, daß der akademische Grad des Doktors mit einer solchen Vorgehensweise seine Honoration verliert, er zum Ramschwerk verkommt. Tja, so war das 2009. Seit dem 15.02.2011 ist die journalistische Welt der BRD schockiert, entsetzt, ja die Artikel weisen auch Häme auf, was ist passiert?


Ein anscheinend linksstehender Professor der Rechte hat die Dissertation des Sonnyboys der Bildzeitung, mit bürgerlichem Namen Karl Theodor von und zu Guttenberg, rezensieren wollen und da fielen ihm einige Unregelmäßigkeiten auf, die wohl dem Doktorvater und der Prüfungskommission der Uni in Bayreuth entgangen sind.

Roland Preuß von der SZ sprach am 16.02.2011 von "Summa cum laude - mehr als schmeichelhaft". Seither werden immer mehr (inwieweit seriös ist noch fraglich) plagiatsverdächtige Stellen in der Dissertation vom Verteidigungsminister der BRD entdeckt. Inwieweit noch etwas, Karl Theodor wirklich zuschreibbares und akademische Grade würdiges von der vorliegenden Schrift übrigbleibt, muß nun die Uni Bayreuth prüfen. Vielleicht hätte Karl Theodor mal ein Werk seines Großvaters lesen sollen, Valli weist in seinem Blogeintrag darauf hin.


Aber trotzdem wollen wir mal unseren Kolumnisten von der Dreckschleuder der BRD nicht außer Acht lassen, der hat nämlich in den vergangenen anderthalb Jahren seine Meinung etwas geändert, wo kämen wir hin, wenn die Bildzeitung ihren Sonnyboy verlöre, deshalb schrieb Franz Josef Wagner am 17.02.2011 folgendes:


"Lieber Dr. zu Guttenberg,

worum geht es bei den Plagiatsvorwürfen um Ihre Doktorarbeit? Um die Reinheit der Wissenschaft? Oder darum, einen Superstar zu entzaubern?

Ihre Beliebtheit im Polit-Barometer ist titanisch. Sie werden Lichtgestalt genannt. Die Deutschen erwarten, dass Sie höhere Aufgaben übernehmen – Ministerpräsident von Bayern, Kanzler von Deutschland.

Die Plagiatsvorwürfe sollen Sie zu einem Taugenichts reduzieren, einem Abschreiber, einem Betrüger.

Ich lebe seit 20 Jahren in der Berliner Republik, in dem Sumpf der Eifersucht. Wer hat das bessere Foto in der Zeitung? Wer war im „Morgenmagazin“ bei ARD, ZDF, wer bei Anne Will? Wer bei Plasberg?

Wer sah besser aus als ich?

Immer sah Guttenberg besser aus als alle anderen. Ich glaube, das war der Moment, wo die Jagd auf Guttenberg begann.

Hat er als Schüler geklaut? Hat seine Frau ein uneheliches Kind? Hat er die Steuer beschissen?

Aaaha, endlich die Doktorarbeit. Die Jäger haben ein Schussfeld. Sie können schießen.

Ich habe keine Ahnung von Doktorarbeiten. Ich flog durchs Abitur und habe nie eine Universität von innen gesehen. Also, ich kann von außen sagen: Macht keinen guten Mann kaputt. Scheiß auf den Doktor.

Herzlichst, Ihr Franz Josef Wagner"


Diese Gegenüberstellung beider Zitate findet sich auch im Bildblog, daß habe ich aber erst gemerkt, als ich nach den Zitaten von Wagner googelte.


Manchmal gebe ich zu, bin ich einfach blauäugig. Seit von und zu in Ministerwürden ist, hat er keine gute Figur abgegeben, aber nie im Leben hätte ich geglaubt, daß ein Mensch, der bereits mit seiner Geburt zu den Bevorzugten dieser bürgerlichen Gesellschaft (das werfe ich ihm nicht vor, dafür kann er nichts) gehört, dem dadurch alle Türen offen stehen, zu solch billigen Mitteln greift, einen Doktortitel zu erlangen.


Montag, 14. Februar 2011

Landtagswahlen

Ja, übers Wochenende ist der Wahlkampf in Mainz eingezogen. Heute morgen hingen neben den noch recht häufigen Aufforderungen, irgendeine Fastnachtssitzung zu besuchen, die Plakate der einzelnen Parteien. Noch nicht an allen Stellen, aber nicht mehr zu übersehen.

Am 27. März, zeitgleich mit Baden-Württemberg, wird in Rheinland-Pfalz ein neuer Landtag gewählt.
Zur Zeit kann man Rheinland-Pfalz hat wohl als eine Hochburg der Sozialdemokratie bezeichnen, ist es doch das einzige Bundesland, in dem die SPD allein regiert.

Die Wahlen 2006 brachten folgendes Ergebnis:
Die SPD erhielt vor 5 Jahren 45,6 % der Stimmen, die CDU 32,8 % und die FDP 8 %. Verlierer waren damals die Grünen, die den Einzug ins Landesparlament mit 4,7 % nicht mehr schafften.
Die PDS stellte 5 Jahren im Westen noch nicht zur Wahl, die damalige WASG kam auf 2,7 % der Stimmen.

In diesem Jahr ist wohl davon auszugehen, das auch der Landtag in Rheinland-Pfalz bunter wird. Sicher ist das nicht, es könnte nach den jüngsten Umfragen auch dahin kommen, daß Rot und schwarz bleiben, die Gelben mit den Grünen die Plätze tauschen und die Partei Die Linke es ebenfalls nicht schafft. Sowohl die FDP als auch die PdL werden zur Zeit bei 5 % geführt.

Erstaunlich und auf jeden Fall gegen den Bundestrend sind die Umfrageergebnisse für die SPD. Getsern wurden hier 40 % für Kurt Beck und 34 Prozent für Julia Klöckner, seine Herausforderin von der CDU vermeldet.

Aber zurück zu den Wahlplakaten. Währen die vier "großen" Parteien mit je ihrem Spitzenkandiaten auf die Wahlplakaten aufwarten, steht passend zum heutigen Tag auf dem Wahlplakat der PdL "Ich liebe Dich". Ich hätte es gern hier gezeigt, doch im Netz finde ich es nicht. Natürlich steht kleingeschrieben auch noch etwas anderes drauf, aber dieses "Ich liebe Dich" ist das, was hängenbleibt. Was soll ich jetzt wohl lieben. Naja, auch wenn sie ziemlich sicher meine Stimmen bekommt, lieben kann ich die Partei nicht wirklich.

Was mir allerdings schon die Falten auf die Stirn treibt, ist, daß ich alle plakatierten Spitzenkandidaten zumindest dem Namen nach kenne, Beck, Klöckner, Köbler, Mertin, es fällt mir jedoch in Rheinland-Pfalz nicht ein Spitzenpolitiker der Linken ein, so sehr ich auch grübel...


Dienstag, 8. Februar 2011

Grauer Alltag?


Seit ein paar Tagen, ich hatte es bereits geschrieben, besitze ich das Buch "DDR - Realität und Hoffnung" vom GNN Verlag. Bei Lesen der einzelnen Beiträge kommen natürlich Erinnerungen hoch, besonders wenn von Orten bzw. Ereignissen die Rede ist, an denen ich war oder an denen ich teilgenommen habe.

Heute will ich diese - meine - Erinnerungen unter den Aspekt des grauen Alltags in der DDR stellen.
Das ist so ziemlich das harmloseste, was man zu hören bekommt. "Bei Euch war alles grau, alles von Geburt bis Sterben durchgeplant, kein Ausscheren möglich - eben langweilig. Wie gesagt, das sind wohl die nettesten Kommentare, wenn meine Kollegen oder Kolleginnen über mein Heimatland sprechen.

Ja, viele private Fotos, auch noch 1989, waren schwarz-weiß. Auch die meisten Fernseher, die in DDR-Haushalten standen, strahlten nur schwarz-weiße Bilder aus. An den Häusern in Stadt und Land fehlte die grelle Reklame, die heute mitunter einfach nur in den Augen schmerzt.
War deshalb unser Leben grau und trist?

Meines war es nicht, ganz sicher nicht. An Urlaube vor meiner Schulzeit kann ich mich selbst nicht erinnern. Bilder allerdings beweisen, als Zweijährige war ich an der Ostsee, als 5-jährige in Albrechts in Thüringen, wobei dort die Erinnerung an ein Erlebnis bereits wieder einsetzt.

Die Schulzeit ist allerdings sehr präsent. Kaum konnte ich lesen, war ich Stammgast der Autobibliothek, die jeden Donnerstag fast vor unserem Haus hielt. Später lief ich durch den Park zur Parkaue, das Zentralhaus der Jungen Pioniere "German Titow" hatte unzählige Bücher. Einmal führte eine Weihnachtsfeier von der Arbeit meiner Mutter ins ebenfalls dort befindliche Theater der Freundschaft. Nur der Name und das Thema istmir präsent geblieben "Schneeball" und Rassismus, auch wenn ich das damals wohl noch nicht so genannt habe.

Von meinen vielen Aufenthalten in unterschiedlichsten Ferienlagern war hier bereits die Rede, auch von meiner Teilnahme am Vorbereitungslager zu den X. Weltfestspielen im Pionierlager am Frauensee und dem X. Festival selbst.
Dazu kamen die jährlichen Wandertage, die wir von der Schule aus unternahmen oder die Schülerfahrten.

Pioniernachmittag, die mal mit Altstoffsammlungen, mal mit Drachensteigen, mit Wandzeitung basteln. Timurhelfer? Na klar, jahrelang trug ich älternen Menschen die Kohlen aus dem Keller und ging für sie einkaufen.
Das alles war natürlich geplant, mal von der Pionierorganisation, mal von der FDJ oder auch der Volkssolidarität, deren Mitglieder meist in die Schulen kamen, um neue Timurhelfer zu werden.

Sport? Auch das, da konnte man wählen. Sicher konnten das nicht alle in einem so vielseitigen Angebot wie ich. Nicht nur das ich in Berlin wohnte, nein es war auch noch gegenüber dem Sportforum in Berlin-Hohenschönhausen, so daß das Angebot fast überbordernd war. Und während meine Schwester sich früh für den Eisschnellauf entschied, als Spartakiadekämpferin und später B-Kader der DDR die Urkunden, Medaillen und Auslandstrainingsaufenthalte nur so sammelte, reichte mein Ehrgeiz nur zum Probieren. Geräteturnen, natürlich auch Eisschnellauf, Leichtathletik und Schwimmen, später Tischtennis, ich gebe zu, die rechte Ausdauer hatte ich für keine dieser Sportarten.
Das alles plante niemand mehr, das war meine freie Entscheidung, es kostete meine Eltern kein Geld und wenn ich keine Lust mehr hatte, habe ich mich abgemeldet und was neues probiert.

Tischtennis war dann schuld, daß ich als Jugendliche eine neue Freizeitbeschäftigung fand. In Hohenschönhausen gab es einen Jugendklub, benannt nach Victor Aronstein, der in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Alt-Hohenschönhausen wohnte und in Auschwitz ums Leben kam.
Sonntags wurde im Jugendklub Tischtennis gespielt, so landete ich dort und gehörte für die nächsten 4 Jahre zum Klubaktiv. Klingt für mich alles weder grau noch trist, eher nach einer schönen Kindheit.

Aber mit 17 hörte ja mein Leben in der DDR nicht auf. Als Lehrlinge hatten Freunde und ich ein Theaterabonnement, das uns in drei Lehrjahren insgesamt 18 Theaterveranstaltungen bot, die wir uns leisten konnten und das von 100,00 (1. Lehrjahr) - 150,00 (3. Lehrjahr) Mark der DDR monatlichem Entgelt.

Da kamen noch der Ernteeinsatz in den ersten beiden Studienwochen, der Studentensommer 1982 in Berlin, 1984 nochmal ein Fackelzug zum 35. Jahrestag der DDR und und und.

Sicher, diese Vielzahl an Freizeitbeschäftigungen hörten irgendwann auf. Geheiratet wurde, Kinder kamen und so drehte sich das Familienleben eben um neue Wichtigkeiten. Trotzdem Urlaube, ja natürlich innerhalb der DDR bzw. nach Ungarn, Polen oder die CSSR, Kurzreisen an die Ostsee, Neubrandenburg war ja nicht weit weg, immer wieder Berlin oder Karl-Marx-Stadt, all das gehörte auch mit Kindern und unserer Berufstätigkeit zu unserem Alltag. Grau? Trist?

Montag, 7. Februar 2011

7. Februar 1933


Gerade 8 Tage war es her, daß Hindenburg Adolf Hitler am 30. Januar zum Reichskanzler machte. Mit Errichtung der offenen faschistischen Diktatur in Deutschland mußte die KPD zur neuen Lage Stellung nehmen und die notwendigen Schlußfolgerungen für den weiteren Kampf der Partei ziehen.

Heute vor 78 Jahren fand deshalb im Sporthaus Ziegenhals bei Zeuthen eine illegale Tagung des Zentralkomitees mit etwa 40 Teilnehmern, darunter Ernst Thälmann, Walter Ulbricht, Matthias Thesen, Ernst Schneller, Hans Beimler, John Schehr und Wilhelm Pieck, statt. Zu verschiedenen Treffpunkten in Berlin bestellt, erhielten sie dort die Adresse der neuen Anlaufstelle bei der Treptower Sternwarte. Von dort ging es, getarnt als Angehörige eines Sportvereins zum Tagungsort weiter.

Während der Tagung sicherten drei Gruppen von zuverlässigen Parteimitgliedern die Umgebung des Lokals ab.

Kurz vor 20.00 Uhr signalisierten die Sicherungsgruppen dem Leiter der Veranstaltung, Walter Ulbricht, daß das Lokal unter Beobachtung stand. Deshalb wurde die Tagung geschlossen, ohne daß Ernst Thälmann seine Rede beenden konnte.
Ein Teil der Teilnehmer wurde mit den bereitstehenden Reisebussen nach Berlin gefahren, der andere mit einem Kahn über den See (Großer Zug) kommen und sich von dort nach Berlin durchschlagen.

Alle Teilnehmer erreichten ihr Ziel und als die SA gegen 22.00 Uhr erschien, war das Tagungslokal bereits leer.

Die Tagung war die letzte, auf der Ernst Thälmann zu seinen Genossen sprechen konnte, am 03.03.1033 fiel er der Polizei in die Hände und saß von da an bis zu seiner Ermordung am 18.08.1944 im KZ Buchenwald in unterschiedlichen faschistischen Gefängnissen und Zuchthäusern. Er wird des Hochverrats angeklagt, zu einem Prozeß kommt es nicht.

Auf der Tagung des ZK in Ziegenhals warnte Thälmann vor legalen Illusionen und stellte klar, daß diese Regierung nur durch den revolutionären Sturz abgelöst werden könnte. Dabei betonte er, der Sturz der Hitlerregierung und der Sieg der proletarischen Revolution seien nicht unbedingt ein und dasselbe.
Die zunächst wichtigste Maßnahme sei es, den Massenkampf und die Einheitsfront der Arbeiter zu organisieren. Thälmann schlug vor, ein Kampfprogramm auszuarbeiten. Darin sollte die Verbindung der Verteidigung der wirtschaftlichen Interessen der Werktätigen mit dem politischen Kampf gegen die Hitlerdiktatur zum Ausdruck kommen: "Wir müssen erreichen, daß die Kette der Massenaktionen und Massenkämpfe gegen die faschistische Diktatur in Deutschland nicht mehr abreißt ..."

Thälmann
stellte die Aufgabe, diese Teilkämpfe über Demonstrationen und Streiks zum politischen Massenstreik für den Sturz der Hitlerregierung weiterzuentwickeln und die sozialdemokratischen Arbeiter zur Teilnahme an gemeinsamen Aktionen, zur Schaffung eines Selbstschutzes in den Arbeitervierteln und für die Einheitsfront zu gewinnen.

Ebenfalls an diesem Tag fand eine Massenversammlung mit ca. 200.000 Menschen im Berliner Lustgarten statt. Sie wurde von der Eisernen Front, der Kampforganisation der SPD organisiert. Otto Wels, damaliger Parteivorsitzender der SPD sagte: "Ein Stacheldraht Verboten, Strafandrohungen umgibt von uns, wohin wir blicken. Die verfassungsmäßig gewährleisteten Rechte, die Freiheit des Wortes und der Schrift sind in einer nie dagewesenen Weise eingeengt. Wir erinnern an das alte Wort: 'Gestrenge Herren regieren nicht lange!'"

Heute wissen wir, 12 Jahre können sehr sehr lang sein und sie können Millionen Opfer fordern.

Von den o.g. Teilnehmern der illegalen ZK-Tagung in Ziegenhals haben nur Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht den Hitlerfaschismus überlebt. John Schehr wurde am 01. Februar 1934 "auf der Flucht" erschossen, Hans Beimler starb am 01. Dezember 1936 vor Madrid auf Barrikaden (wie Ernst Busch sang) bei der Verteidigung der Spanischen Republik, Matthias Thesen und Ernst Schneller wurden am 11. Oktober 1944 im KZ Sachsenhausen gemeinsam mit 22 weiteren Funktionären der illegalen Organisation der KPD des Lagers erschossen.

Quellen: "Geschichte der Deutschen Arbeiterbewegung", Bd. 5., S. 20 - 22, Dietz Verlag Berlin 1966,
"Deutsche Widerstandskämpfer 1933 - 1945", Bd. 2, S. 190, Dietz Verlag Berlin 1970



Donnerstag, 3. Februar 2011

Wenn es nicht so traurig wäre,


könnte man sich wohl kaputtlachen. Unter der Überschrift "Schnee verhindert Unterricht" meldet die Mainzer Allgemeine Zeitung, daß heute im Frauenlob-Gymnasium der Stadt der Unterricht ausfallen muß.

Schnee? Also in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hat es sowohl in der Stadt Mainz als auch im Landkreis geschneit. Ich nehme an, damit war meine nächste Umgebung nicht allein betroffen, es wird wohl auch anderswo mal mehr, mal weniger Schnee vom Himmel gefallen sein.

Hier jedenfalls waren es maximal 5 cm und auch wenn ich nicht weiß, ob das onige Foto tatsächlich am gestrigen Tag geknipst wurde, so wie dort könnte die gefallene Schneemenge auf dem Schulhof tatsächlich ausgesehen haben.

Auch wenn das Schneeräumgerät seit Dezember 2010 defekt ist, stellen sich mir einige Fragen:

Gibt es an der Schule keinen Hausmeister, der den Mittwoch dazu nutzen konnte, den Schulhof so vom Schnee zu räumen, daß heute der Schulhof ohne Gefahr zu betreten gewesen wäre? Wohlbemerkt, es hat seit gestern morgen nicht mehr in Mainz geschneit.

Gibt es an der Schule keine Schneeschieber und keine Klasse, die freiwillig gemeinsam am Mittwoch nach dem Unterricht in einer halben Stunde den Hof hätten freischieben können?

Ist die Stadt tatsächlich nicht in der Lage, kurzfristig Abhilfe zu schaffen?

Ich selbst bin von 1968 - 1978 in Berlin in die Schule gegangen. Was den Schneefall betrifft, denke ich, daß Mainz und Berlin sich nicht viel nehmen, in Berlin eher mehr Schnee fällt. Auch gab es ganz sicher kein wie auch immer geartetes Schneeräumgerät, von Besen und Schneeschiebern abgesehen.
Ich kann micht nicht erinnern, daß wir ein einziges Mal wegen Schneefalls (und wir reden hier nicht von ländlichen Regionen, sondern von Städten) Unterrichtsausfall hatten.

Allerdings hatten wir einen Hausmeister, der auch im Schulgebäude wohnte. Herr Buder führte ein strenges Regime und wenn der Schneefall wirklich eine Unfallgefahr bedeutet hätte, okay, dann wäre in einer DDR-Schule wohl an eine obere Klasse die Weisung ergangen, eine Unterrichtsstunde für die Räumung zu opfern. Wobei ich im Rückblick annehme, das hätte unser Herr Buder auch allein geschafft.

Eine Stunde für eine Klasse - kein völlig sinnlos ausgefallener Unterrichtstag für ein ganzes Gymnasium.

Bildnachweis: Sascha Kopp in AZ vom 03.02.2011

Dienstag, 1. Februar 2011

Gefunden


Winterlandschaft 1990


Kleines Land, weithin verschneit.
Die Stille gefriert unterm Mond.
Schnee deckt ein Leichentuch,
schön anzuschaun.
Stöhnen die Bäume?
Bebt die Erde?

Ich geh durch die Nacht, höre
die gierigen Krähen und sehe
den Anblick des Engels
im Schnee.

Wer starb hier?
Ich nicht ...
doch mein Land.


Gefunden habe ich das Gedicht in der Veröffentlichung "DDR - Realität und Hoffnung" vom GNN-Verlag, die gerade erschienen ist.

Es ist der 6. Band des Projektes "Als Zeitzeugen erlebt - Spuren der Wahrheit". 2003 erschien der 1. Band mit dsem Titel "Vereinnahmung der DDR", 2005 folgte "Bewahrenswertes DDR-Erbe", 2007 "DDR-Erfahrungen für eine sozialistische Zukunft. Der 4. Band lautete 2008 "DDR - unauslöschbar". Ein Jahr später der 5. Band "Vermächtnis DDR" und eben seit kurzen der 6. Band.

Christa Kozik
, am 1. Januar dieses Jahres 70 Jahre alt geworden, dürfte so ziemlich vielen Menschen, die in der DDR geboren und aufgewachsen sind, durch ihre Bücher bzw. Szenarien für Filme bekannt sein, gehören doch dazu "Philipp, der Kleine", "Der Engel mit dem goldenen Schnurrbart", "Ein Schneemann für Afrika", "Moritz in der Litfaßsäule" oder auch "Die Hälfte des Lebens".

Bildnachweis:
/ © goes / Christa Kozik, am 15.6.06 in Göttingen bei Autogrammen für Kinder, auf www.goest.de