Montag, 31. August 2009

Und alle haben wie immer gewonnen


Genau...gestern haben alle Parteien gewonnen. Man weiß zwar nicht genau, was denn nun gewonnen wurde, aber der Gewinn wird frischfröhlich von allen Parteioberen rausposaunt.

Am besten fand ich die Vorstellung von Steinmeier und Müntefering. Nehmts mit nicht übel, wenn ich auf eine wörtliche Wiedergabe des Schwachsinns verzichte. Verluste im Saarland in Höhe von 6,3 %, ein Zugewinn in Sachsen von 0,6 % und ja ein fast schon dramatischer Zugewinn von 4,0 % der Stimmen in Thüringen läßt die beiden Politikclowns wirklich in Enthusiasmus ausbrechen. Na, wenns schön macht.

Die nackten Zahlen für die CDU sehen schon dramatischer aus, 13 % Verluste im Saarland, 11,8 % in Thüringen und selbst in Sachen kamen sie mit einem Verlust von 1,1 % der Stimmen nicht ungeschoren davon. Trotzdem bleibt die bittere Wahrheit, in allen drei Bundesländern ist die CDU nachwievor die jeweils stärkste Kraft in den Parlamenten.

Auch wenn alle gewonnen haben, irgendwie werden am Schluß Koalitionen und Oppositionen herauskommen.

Meine schon desöfteren erwähnte Tageszeitung kam zu dem Fazit, daß Die Union ein halber Verlierer und die SPD ein halber Gewinner ist. Ahja!
Dann mußte sie mir natürlich auch mitteilen, daß Regierungsbeteiligungen der "Linkspartei in ihrem gegenwärtigen Zustand... weder in Ländern und schon gar nicht in Berlin ein für die Bürger erstrebenswerter Zustand" sind. Der Kommentator wirds schon wissen.

Das Bild rechts oben zeigt eine Wahlumfrage in Thüringen vom Juli 2009...nach der hätte doch dann gestern tatsächlich eine Partei verloren...

Sonntag, 30. August 2009

Nachtrag

Ohja, der Wähler hat die Chance genutzt, nach letzten Hochrechnungen in der ARD von 19.56 Uhr würde es sogar für rot/rot reichen, natürlich mit Bodo Ramelow als Ministerpräsidenten.

19.00 Uhr bei heute waren für eine soziale Koalition noch die Grünen nötig. Herr Matschies (Spitzenkandidat der SPD in Thüringen) konnte noch von rot/rot/grün faseln, wohlwissend, daß auch die Grünen gegen einen MP B. Ramelow sind.

Um 20.00 Uhr in der Spitzenkandidatenrunde machte er dann Althaus (CDU) zum großem (wortwörtlich) Gewinner der Wahl. Jetzt können wir alle spekulieren, worauf das hinaufläuft. Allerdings große Koalition kann man das wohl nicht mehr nennen.

In Thüringen wird gewählt


"Für mich ist es keine Frage, daß es in unserem Land sozial zugeht. Die DDR hat den Menschen ein falsches Gerechtigkeitsverständnis vermittelt, weil es fast allen gleich schlecht ging und sich individuelle Leistung nicht lohnte."

Dieter Althaus sagte das in der "Bild am Sonntag"auf die Frage, warum mehr als 80 % der Ostdeutschen die BRD für ungerecht halten. Wer wie ich die BamS nicht reflektiert, konnte diesen Ausspruch des Ministerpräsidenten am Montag, den 3. August als Zitat des Tages in der Jungen Welt finden.

Hm, wir hatten also ein falsches Gerechtigkeitsgefühl, uns ging es allen gleich schlecht, wow, welche Erkenntnisse von einem, der sehr wohl alles das, was in den 40 Jahren ihrer Existenz in der DDR erreicht wurde, nutzen konnte. Und das doch, wo er als Kind von NichtSED-Mitgliedseltern nach heutiger Geschichtssprechung absolut unterprivilegiert war.

In einem Punkt der Gerechtigkeit hat er allerdings recht. Wäre zu DDR-Zeiten einem SED-Mitglied, noch dazu in vorbildwirkender Position, ein Unfall wie ihm passiert, wäre neben der zivilrechtlichen Klage auch noch ein Parteiverfahren zu erwarten gewesen. Meinem Sektionsdirektor, natürlich SED-Mitglied, an der IHS Wismar ist genau das passiert.
Ein Verhalten jedenfalls, wie es Dieter Althaus nach dem Unfall (der, ich will es betonen, jedem passieren kann) an den Tag gelegt hat, auch undenkbar. Da wäre glatt die falsch vermittelte Gerechtigkeit vor gewesen.
Ach und ja, indviduelle Leistung oder auch Nichtleistung führte tätsächlich nicht zu Millionen auf dem Privatkonto, die meisten, die gute Leistungen hervorbrachten, mußten sich mit gesellschaftlicher Anerkennung zufriedengeben.

Aber was will man von einem Vorzeigewendehals als u.a. obiges Zitat erwarten. Die Einwohner von Thüringen haben es heute in der Hand, zumindest für einen kleinen Politikwechsel zu sorgen. Bleibt abzuwarten, ob sie die Chance nutzen werden.

PS 18:08: Welch Prognosen!!!




Freitag, 28. August 2009

Eigentlich habe ich was gesucht,


Eigentlich habe ich ein Foto gesucht, ein Foto des Brandenburger Tores mit der DDR-Fahne drauf. Das brauche ich für mein Video zum 1. September, gefunden habe ich in meinen vielen Büchern leider keines.

Aber beim Blättern im "Dicken DDR-Buch" habe ich doch einige nette Erinnerungen gefunden. Was ist denn alles 1964 passiert in dem kleinen Land zwischen Oder- und Elbstrand. Ich fand die Lektüre ganz interessant, schließlich war ich für eigene Erinnerungen noch etwas klein.

  • Es wurde ein neuer Personalausweis ausgegeben mit dem Eintrag "Bürger der Deutschen Demokratischen Republik".
  • "Lütt Matten und die weiße Muschel" kam in die Kinos. Ich habe den Film später bei Prof. Flimmrich gesehen.
  • Die "Schwalbe" geht in die Serienfertigung.
  • die Einweihung der Großen Aschbach-Schanze in Klingenthal
  • Das dritte und letzte Deutschlandtreffen der Jugend in Berlin findet statt. Irgendwo gibt es auch ein Bild davon mit mir als zweijährigem Kleinkind drauf, weil die jugendliche Verwandtschaft aus Plauen an diesem Fest teilnahm.
  • Die Grundsteinlegung von Halle-Neustadt fand statt.
  • Es erfolgt die Ausgabe neuer Geldscheine. Sie zeigen Alexander von Humboldt, Schiller, Goethe, Engels und Marx.
  • Die neuen "Grundsätze für die Gestaltung des einheitlichen sozialistischen Bildungssystems" werden veröffentlicht. Sie dienen als Richtlinie für die geplante Schulreform. Zur Nachnahmung sehr empfohlen, es muß ja nun nicht gleich sozialistisch sein, ich wäre mit humanistisch schon ganz zufrieden.
  • In der DDR konnte man nun "Bausoldat" werden.
Ganz schön viel kleine und große Ereignisse finde ich, dabei habe ich nicht mal das halbe Jahr abgearbeitet. Eines allerdings muß ich am Rande noch erwähnen, mein bekannter "Lieblingssänger" hatte tatsächlich in diesem Jahr schon einen Hit: "Am Abend spielt die Harmonika". Ich wußte, es gibt einen Grund, daß ich dieses Lied nie gehört habe :-).

Trotzdem hilft es mir bei meiner Bildersuche nicht weiter...also wer ein solches oben gesuchtes Foto auf seinem Compi hat, ich wäre dankbar.

PS. am 30.08.2009: Einen lieben Dank an gruesdi, das gesuchte Bild wurde gefunden, mir geschickt und das fertige Video kann man auf der rechten Seite in der Videobar anklicken.



Donnerstag, 27. August 2009

Beste Werbung in der AZ

Zeitunglesen bildet. So habe ich es gelernt und ja, die tägliche Zeitungsschau gehört seit vielen Jahren zum Morgenstandardprogramm.

Dazu habe ich die hiesige AZ abonniert und außerdem kommt täglich natürlich die JungeWelt ins Haus. Leider wird die erst mit der regulären Tagespost ausgeliefert, so daß mir auf der morgendlichen Busfahrt immerhin noch die AZ zur Verfügung stellt.

Heute hatte es mir der Blickpunkt (die Seite 3) angetan, sollten mir als geneigtem Leser doch die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen nahegebracht werden.

Interessant fand ich vor allem den Artikel über die Wahlen zum Sächsischen Landtag. Der Artikelschreiber, ein Herr Schurig, hat es sage und schreibe auf 11 Nennungen der neofaschistischen Partei mit ihrem Kürzel gebracht und wie doch vor allem die CDU, die SPD, Grüne und FDP den erneuten Einzug ins Parlament verhindern wollen.
Vielleicht kommt die so oft genannte Partei nun auch noch auf die Idee, sich bei Herrn Schurig für diese kostenlose Werbung zu bedanken.

Ziemlich untergegangen ist ihm allerdings die Partei Die Linke. Diese ist zwar seit 1994 zweitstärkste Fraktion im sächsischen Landtag, aber während vier Spitzenkandidaten sogar mit einer wörtlichen Rede im Artikel vorkommen, ist der Spitzenkandidat Der Linken André Hahn nicht mal namentlich genannt.

Ich hoffe, man kann das von mir gescannte Bild erkennen, leider ist mir eine Verlinkung dieses Artikel nicht gelungen, weil er anscheinend online nicht zur Verfügung steht.


Mittwoch, 26. August 2009

Hofberichterstattung

Für 4 Jahre nichts tun, ist sie recht oft in den Medien vertreten, damit meine ich nicht mal die neueste Homestory, die das Merkel lt. jW von heute der Frauenzeitschrift emma geschenkt hat, nein, sie spricht auch wieder mit dem Zitat des Tages in der AZ zu mir und anderen.

"Als ich Bundeskanzlerin wurde, habe ich mit erst mal einen Globus gekauft"

Das sagte sie zu Auszubildenden (früher hieß das mal erheblich einfacher Lehrlinge) der Bahn über die Notwendigkeit, die Welt kennenzulernen.

Da sie 2005 Bundeskanzlerin der BRD wurde, finde ich das ja nun ziemlich spät, allerdings hat sich diese Anschaffung wohl bezahlt gemacht, denn eines kann man ihr in ihrer Amtszeit nicht vorwerfen, daß sie nicht rumgekommen wäre in der Welt. Da konnte in dieser Bananenrepublik passieren, was wollte, das Merkel lernte erstmal die Welt kennen. Dafür muß man(n) oder Frau auch Verständnis haben, schließlich ist sie in der reiseunfreien DDR aufgewachsen.

Trotzdem mußte ich mich nochmals fragen, warum hats erst 2005 zu einem Globus gereicht? Wenn sich die Lehrlinge daran ein Beispiel nehmen, kauft keiner einen Globus, da nicht damit zu rechnen ist, daß aus diesem Kreis einer der nächsten Bundeskanzler kommt.




Montag, 24. August 2009

Begriffe


Heute hätte es wieder viele Themen gegeben, ob es der Besuch des Merkels auf dem "Heimattag" oder aber die Einführung eines Gedenktages für die Opfer von Hitler und Stalin (23. August) oder eben eine kleine Anzeige in der Jungen Welt ist. In Letzterem war vom Antikriegstag die Rede.

Antikriegstag??? Was ist das...ja nach dem Googlen weiß ich jetzt schon, daß damit der DDR-Bürgern bekannte Weltfriedenstag am 1. September, dem Jahrestag des Überfalls auf Polen durch die faschistische Wehrmacht, gemeint ist.

Warum Antikriegstag und nicht Weltfriedenstag. Wenn ich so recht nachdenke, ist das Wort Frieden eh selten geworden. Es wird nicht mehr benutzt und wenn irgendetwas schleichend verschwindet oder seltener wird, dann fällt es einem auch nicht wirklich auf.

Nicht das Wort "Krieg" sollte sich in unseren Köpfen festsetzen und das tut es auch bei dem Begriff "Antikriegstag", sondern der Begriff des Gegenteils..."Frieden". Und deshalb bleibt für mich der 1. September der Weltfriedenstag.

Bildnachweis: Plakat von Käthe Kollwitz


Wahlplakate oder Heute schon gelacht?

Wahlplakate - jetzt säumen sie jede größere Straße, hängen an armen Bäumen rum und nerven unheimlich. Eins von der SPD hatte es mir heute angetan.

"Weil gute und kostenlose Bildung ein Recht ist". Ich hoffe, ich habe es auch noch wörtlich zusammenbekommen. Wenn nicht gerade dieses Thema so traurig wäre, könnte Frau sich totlachen.

Bildung ist Ländersache? Nun wohne ich ausgerechnet in dem einen Bundesland, das seit Jahren entweder rot-gelb oder seit 2006 sogar nur rot (steht in diesem Fall für SPD) regiert wird.

Da sollte man doch bei solchen Schlagworten annehmen, in Rheinland-Pfalz steht die Bildung, stehen Bildungschancen einfach nur einzigartig dar.

Rheinland-Pfalz ist derzeitig meines Wissens das einzige Bundesland, in dem alle Schulbücher gekauft werden müssen. Natürlich gibt es sogenannte Gutscheine, aber erst vor kurzem wurde die Einkommensgrenze etwas nach oben gesetzt.

Und bitte, ich weiß, wovon ich spreche, mußte ich doch jahrelang als alleinerziehende Mutter die Schulbücher für zwei Kinder selbst bezahlen, das ich ca. 1,79 EUR über der damaligen Einkommensgrenze lag.

Doch nicht alles. Bekanntlich fahren Schüler während der Schulpflicht kostenlos zur Schule, die Fahrkarte wird gestellt. Auch hier gilt allerdings, daß ich das nur für das rote Rheinland-Pfalz weiß.

Wer nun glaubt, daß meine beiden Kinder eben diese 9 Jahre kostenlos den Bus benutzen durften, irrt. Für meinen Sohn galt das schon, er besuchte die Hauptschule. Für meine Tochter, die ab der 5. Klasse ein Gymnasium im gleichen Ort besuchte, galt das mitnichten. Ich hätte ja noch verstanden, wenn ich das Busgeld ab der 10. Klasse hätte bezahlen müssen, da sie ja da bereits ihre Schulpflicht erfüllt hatte. Nein, seit der 5. Klasse war dieses Geld fällig, schließlich besuchte sie eine weiterführende Schule.

Was also ist an diesem Wahlplakat auch nur ansatzweise glaubwürdig? Kann man diese Kriegs-, Antisozial-, Antibildungs- usw.-Partei überhaupt ernstnehmen? ICH kann das nicht.

PS.: Obiges Wahlplakat ist eines der Partei Die Linke, ich kann schließlich nicht auch noch Werbung für die SPD machen.


Sonntag, 23. August 2009

Nachgehakt

Schon einmal war die Entscheidung, Felicia Langer das Bundesverdienstkreuz zu verleihen und die Reaktionen darauf, Thema dieses Blogs.

Dank an meinen Freund Manfred, der mich dann auf diese Veröffentlichungen aufmerksam machte, ich veröffentliche es ohne Kommentar, den braucht es für die Leser meines Blogs auch nicht.

Im folgenden lesen Sie den E-Mail-Wechsel zwischen Henryk M. Broder und Tübingens OB Boris Palmer.


Click here to find out more!

Broder an Palmer


sehr geehrter herr palmer,

ich arbeite an einem hintergrundbericht über den fall felicia langer für das wall street journal europe und wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie mir vier fragen beantworten würden:

1. war ihnen zum zeitpunkt des antrags, frau langer das bvk zu verleihen, bekannt, dass frau langer vor drei jahren den "menschenrechtspreis” der "Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V.” erhalten hat, einer vereinigung ehemaliger stasi-mitarbeiter?

2. war oder ist ihnen bekannt, dass frau langer die rede des iranischen präsidenten bei der "durban-2-konferenz” in genf ausdrücklich als einen beitrag zum frieden gelobt hat, während sie in den meisten medien vor allem als anti-israelische hetze aufgenommen wurde?

3. sind ihnen die gründe bekannt, die frau langer bewogen, 1990 von israel in die bundesrepublik zu ziehen?

4. kennen sie einen einheimischen deutschen kommunisten, der für seinen einsatz um die menschenrechte mit dem bvk erster klasse ausgezeichnet wurde?

und schließlich: 5. sind ihnen die fälle "Hans Ernst Schneider alias Hans Schwerte” und "Heinrich Wilhelm August Bütefisch” bekannt? ich möchte gerne versuchen, dann fall lange zu entskandalisieren und als das darzustellen, was er vermutlich ist: eine vermeidbare panne in der kommunikation unter behörden.

für eine rasche antwort wäre ich ihnen sehr dankbar
henryk m. broder, berlin, 21.7.09

Palmers Antwort an Broder


Sehr geehrter Herr Broder,

Gegenfrage: Glauben Sie, ich hätte noch nie einen Artikel von Ihnen gelesen und würde nicht erkennen, was Sie wirklich beabsichtigen?

Ihr Ziel ist doch nicht die Entskandalisierung, ich bitte Sie. Werden Sie auch darüber schreiben, dass die von Hass geprägten Reaktionen einiger Langer-Kritiker so weit gehen, sie in eine Reihe mit Adolf Hitler zu stellen?

Sind Sie nicht auch der Meinung, dass ich sofort zurückreten müsste, wenn ich sagen würde: "Wir haben Hitler und Stalin überlebt, wir werden auch Achmadinedschad und Henryk M Broder überleben”? Über Felicia Langer darf man das aber sagen und dabei sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben und niemand stört sich daran?

Ich stehe Ihnen morgen für ein Telefonat zur Verfügung, wenn Sie das wünschen. Einstweilen kann ich Ihnen versichern: Ich kenne Felicia Langer und Ihren Mann persönlich. Ich weiß, dass ihr Motive nicht Hass, sondern Mitmenschlichkeit ist. Es geschieht ihr Unrecht, wenn ihre Kritik an Israels Politik mit der Absicht, Israel zu vernichten, gleichgesetzt wird.

Ich weiß um die Traumatisierung vieler Israelis und Juden durch den Holocaust und die bis heute anhaltende Bedrohung der Existenz des israelischen Staates.

Deshalb verstehe ich die Reaktionen, aber ich halte sie nicht für richtig. Die Existenz Isreals wird sicherer sein, wenn Kritik nicht mehr mit Vernichtung gleichgesetzt und Meinungsfreiheit respektiert wird, auch wenn die Meinung einseitig oder zugespitzt formuliert wird. Frau Langer hat das Bundesverdienstkreuz zu Recht erhalten. Wahrscheinlich genügt Ihnen das ohnehin völlig für den Zweck Ihres Artikels.

Mit freundlichen Grüßen
Boris Palmer
Oberbürgermeister
Universitätsstadt Tübingen

Broder zurück an Palmer


sehr geehrter herr palmer,

ein kurzer nachtrag zu meiner mail, die ich vor einer stunde an sie geschickt habe: ist ihnen bekannt, dass frau langer ein "vorwort” zu einem buch des düsseldorfer politikers jamal karsli geschrieben hat, der mit seinen antisemitischen äußerungen zuerst die grünen und dann fdp in nrw kompromittiert hat? www.karsli.net/?p=165 bleiben sie dennoch bei ihrer einschätzung, frau langer sei keine antisemitin?
fragt sich
hmbroder

Palmer wieder an Broder


Sehr geehrter Herr Broder,

An meiner Meinung ändert sich auch durch diesen weiteren Scheinbeleg nichts. An meiner Meinung zu Ihrer Interviewtechnik auch nicht.
Statt Suggestivfragen könnten Sie ja doch echtes Erkenntnisinteresse zeigen. Wieso unterstützt ein grüner Oberbürgermeister diese Ehrung?

Welche persönliche Geschichte hat er? Wie gut kennt er Frau Langer? Und nebenbei: Müssten Sie sich nicht auch wie Frau Langer fragen lassen, was Sie mit Ihren Artikeln bewirken und wer sich auf Ihre Seite schlägt? Aktuelle Kostprobe aus meinem Maileingang:

Boris Palmer,
du hast dieser dreckigen Langerschlampe das Bundesverdienstkreuz verliehen. Das macht dich zum schmierigen, widerlichen, übelen, kleinen Judenhetzer in der Tradition von Streicher/Stürmer die bei Bündnis 90/die Grünen weiterhin hochgehalten wird. . Grünlinks wichsende Gutmenschen so wie du sind die schlimmste Plage die dieses Land seit Adolf Hitler heimgesucht hat. Jetzt hau ab und sorge dafür dass diese Schlampe das BVK wieder aberkannt bekommt.
Fuck Islam !

Können Sie sich vorstellen, was Frau Langer alles aushalten muss?
Passt aber bestimmt nicht in die schon fertige Geschichte. Also, nur zu.

Mit freundlichen Grüßen
Boris Palmer
Oberbürgermeister
Universitätsstadt Tübingen

... und Herr Broder antwortet


sehr geehrter herr palmer,

ich fliege gleich nach amsterdam und morgen weiter nach boston. ich komme deswegen nicht dazu, sie anzurufen. im übrigen würde ich sie gerne wörtlich zitieren und wäre ihnen deswegen dankbar, wenn sie sich doch noch dazu durchringen könnten, meine fragen zu beantworten.
alles übrige später.
mit dank und gruss
hb

Dann wieder Palmer


Sehr geehrter Herr Broder,

Ich habe Ihre Fragen beantwortet. Fragebogen fülle ich nicht aus.
Guten Flug!
Mit freundlichen Grüßen
Boris Palmer
Oberbürgermeister
Universitätsstadt Tübingen

... und nochmal Palmer


Sehr geehrter Herr Broder,

Ihr Artikel zur "Entskandalisierung” ist ja nun erschienen. Ihre Meinung respektiere ich. Aber Ihre Form der Recherche sollten Sie mal reflektieren.

Sie wollten Ihr Zitat, Sie haben am Ende das genommen, was irgendwie noch in den Artikel passte. An meiner Position und meiner Person hat sie nie etwas interessiert.

Ihre Meinung war vorgefasst. Gegenargumente interessieren Sie nicht. Mit Frage 5 stellen Sie Felicia Langer, ein Opfer des Holocaust, in eine Reihe mit Nazi-Verbrechern. Das alles lässt nur einen Schluss zu: Sie gehören zu den Menschen, denen jedes Mittel Recht ist. Das ist die Vorstufe zu totalitären Denkmustern.

Die Kampagne, deren Teil und Mitinitiator Sie sind und die sich in Beleidungsemails übelster Sorte in meinem Posteingang abbildet, schadet Israel mehr als jedes Wort von Felicia Langer. Sie tragen dazu bei, dass es in Israel keine kritische Debatte über die Politik des eigenen Staates geben darf. Das macht Israel empfänglich für falsche Konzepte der Eskalation.

Sie sind Stichwortgeber für ein Netzwerk von Hasspredigern. Sie liefern den wirklichen Israel-Hassern Munition. Ich finde das beschämend und traurig. Besonders, weil es mit dieser empörten moralischen Selbstgerechtigkeit daher kommt. Vielen Dank für alles. Ich habe viel gelernt in den letzten zehn Tagen. Für möglich gehalten hätte ich das nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Boris Palmer
Oberbürgermeister
Universitätsstadt Tübingen

Broder antwortet


sehr geehrter herr palmer,

bitte, nehmen sie es mir nicht übel, wenn ich ihnen eine frage stelle, die mir beim lesen ihrer mails gekommen ist: haben sie noch alle maultaschen in der pfanne? ich habe ihnen ein paar fragen gestellt, und sie reagierten wie ein beleidigter vereinsvorsitzender, an dessen autorität gerüttelt wird. ohne auch nur einmal luft zu holen, antworten sie gleich mit einer gegenfrage: " Glauben Sie, ich hätte noch nie einen Artikel von Ihnen gelesen und würde nicht erkennen, was Sie wirklich beabsichtigen?" das ist wie in dem witz, in dem ein us-tourist, der die moskauer metro besichtigt, wissen möchte, warum seit einer stunde kein zug vorbeigefahren ist, worauf der russische tour guide antwortet: "und warum werden bei ihnen die neger verfolgt?"

im übrigen ist es meine aufgabe, ihre absichten zu hinterfragen und nicht umgekehrt. ich nehme zu ihren gunsten an, dass sie noch nicht lange genug OB sind, um sich an diese art der arbeitsteilung gewöhnt zu haben.

und sie toppen sich selbst, wenn sie mir dann vorschlagen, welche fragen ich ihnen stellen soll. das letzte mal hab ich so ein verhalten vor über 20 jahren erlebt, anlässlich eines besuches beim schriftstellerverband der ddr, als uns hermann kant erklärte, was er gefragt werden möchte. f.j. strauss hat sich ab und zu ebenso benommen, weswegen er von ralph giordano als "zwangsdemokrat" bezeichnet wurde. das trifft auch auf sie zu.

sie werden es mir nicht glauben, weil sie selber den ganzen tag taktieren, paktieren und intrigieren: ich habe in der tat anfangs angenommen, das ganze sei eine behördenpanne. je mehr stellen an einem vorgang beteiligt sind, umso größer ist die wahrscheinlichkeit, dass etwas schief geht. und darüber wollte ich eine lustige geschichte für das WSJ schreiben, anknüpfend an den wunderbaren filbinger-nachruf von MP Oettinger, von dem er sich dann selbst distanziert hat. das war mein point of departure.

inzwischen weiss ich es besser, weil ich die laudatio gelesen habe, die oettingers staatssekretär auf frau langer gehalten hat. das war keine behördenpanne, das war ein weiterer schritt auf dem langen weg, die deutsche geschichte zu dekontaminieren. auf dem rücken der israelis, mit hilfe einer "guten" jüdin.

sie ahnen es vermutlich, dass sie in dieser inszenierung der "village idiot" sind, der auf dem schwarzen peter sitzen bleiben wird. im präsidialamt tritt man vor peinlicher betroffenheit von einem bein aufs andere, in der staatskanzlei von BW wird gemauert, nur sie hängen sich aus dem fenster wie ein rentner an rosenmontag.

für wie blöd müssen sie die empfänger ihrer mitteilungen halten, wenn sie z.b. einem kollegen schreiben, frau langer "ist keine Antisemitin, sondern eine ehrliche und aufrechte Kämpferin für Frieden und Menschenrechte. Dabei kritisiert sie auch Israel"?

frau langer kritisiert nicht "auch israel" sondern NUR israel. hat sich frau langer mal zur behandlung der frauen in saudi-arabien geäußert? der homosexuellen im iran? gibt es von ihr eine stellungnahme zu tschetschenien oder georgien? zu sri lanka oder darfur? hat sie jemals ein wort über die verfolgung der baha'i riskiert? sich mit den tibetern oder uiguren solidarisiert? das alles geht ihr an ihrem aufrechten und ehrlichen arsch weit vorbei.

das einzige objekt ihrer obsession ist israel. denn nur diese obsession lässt sich in deutschland so erfolgreich vermarkten.

sie, herr palmer, sind ein trittbrettfahrer dieser konjunktur, wenn sie schreiben: " Ich sage dies als Enkel eines Juden..."

sie sind also viertel- oder achteljude - entsprechend den nürnberger gesetzen oder der halacha? und was bedeutet das? hat man als viertel- oder achteljude einen anderen blick auf die welt? was halten sie als vierteljude von der pendlerpauschale? wie stehen sie als achteljude zum flaschenpfand?

mit vollen hosen, herr palmer, lässt sich gut stinken. diese übung beherrschen sie perfekt. sie haben es nicht mitbekommen, dass ihre "aufrechte Kämpferin für Frieden und Menschenrechte" einem "menschenrechtspreis" von einem stasi-verein angenommen hat, sie haben es nicht mitbekommen, dass sie das "vorwort" zu einem buch des antisemiten jamal karsli geschrieben hat, dem es, wie frau langer, nur um "frieden und menschenrechte" geht.

damit konfrontiert, sprechen sie von einem "scheinbeleg". sie sind nicht nur ein eingebildeter jude, sie sind auch ein ignorant, der sich von fakten nicht beirren lässt. und sie sind ein jammerlappen. der einzige relevante punkt der affäre sind für sie die "unerhörten Beleidigungen", die sie sich "gefallen lassen" müssen. und sie machen mich für die hate-mails verantwortlich, die sie bekommen.

soll ich ihnen ein paar der mails schicken, deren verfasser sich auf sie berufen? in einer heisst es: "Giordano und Lustiger sind für mich die Julius Streicher von heute." wie findet der enkel eines juden so was?

sie schreiben mir, es läge an mir, "dass es in Israel keine kritische Debatte über die Politik des eigenen Staates geben darf." ja, die kritische debatte in israel wäre schon viel weiter, wenn ich nicht immer wieder intervenieren würde. oder wenn die blöden israels auf den klugen boris palmer hören würden. die rolle, die sie mir zuschreiben, zeugt nur von ihrer eigenen selbstüberhebung.

und sie glauben allen ernstes an eine kampagne und merken nicht einmal, wer ihnen die diesmal offenbar authentischen belege dazu liefert: eine durchgeknallte expertin für "zionismus und raumplanung", die auf ihrer homepage feststellt: "Felicia Langer erhält das Bundesverdienstkreuz - die neozionistische Besatzer-Lobby lässt die Maske fallen." sie ahnen nichts, sie riechen nichts, sie verbreiten diesen dreck weiter. sie sind wirklich unheilbar gesund.

die sache hat auch zwei schöne aspekte. der erste ist: sie haben den höhepunkt ihrer inkompetenz überschritten. von nun an geht es bergab. der zweite: sie stecken in tübingen fest, ich fahre durch vermont.

es gibt eine gerechtigkeit.
mit besten grüßen
hmb

Letzte Antwort von Palmer


Sehr geehrter Herr Broder,

unsere ja vollständig öffentliche Diskussion kommt heute für mich zu einem Abschluss. Besten Dank für die umfangreiche Deutung und Erklärung Ihres Handelns. Mein Fazit in fünf Punkten:

1. Sie argumentieren nicht nur hart in der Sache, nein, Sie verurteilen Personen, die Sie nicht kennen, die Sie nicht befragen, die Sie nicht zu Wort kommen lassen. Als Urteilsbegründung genügen Ihnen Fakten vom Hörensagen und fragwürdige Indizienbeweise. Ihre Urteile basieren auf Vorurteilen und vermeintlichen Gewissheiten, nicht Erkenntnissen und Recherchen. Als spitz formulierender Kolumnist ist man da erfolgreich. Aber man sollte nicht versuchen, in diesem Stil zu richten.

Ihnen ist das nicht aufgefallen? Ich bleibe Ihnen die Belege nicht schuldig: Woher wollen Sie wissen, dass "ich den ganzen Tag paktiere, intrigiere und taktiere"? Ihre Frage, ob ich "noch alle Maultaschen in der Pfanne" habe, Ihre freundliche Unterstellung, ich sei "nicht lange genug OB", um die Regeln des Journalismus zu kennen und die Bezeichnung als "village idiot", was ich wohl als Dorftrottel übersetzen darf, sind weder mit Knigge noch mit Journalismus erklärbar. Die Einstufung als "Zwangsdemokrat", als "eingebildeter Jude" und als "Jammerlappen" - und das alles in einer einzigen Mail unter persönlich völlig Fremden - kann ich nur noch Kopf schüttelnd zur Kenntnis nehmen. Ein Widerspruch - und schon verlieren Sie jegliche Beherrschung? Wer so agiert, hat offensichtlich keinerlei persönliche Unabhängigkeit. Von einem solchen Standpunkt ist Journalismus nicht möglich. Sie disqualifizieren sich selbst trotz aller Schreibfertigkeit und Argumentationskunst.

2. Mit Ihrer Verurteilungs- und Schmähmail liefern Sie den nachträglichen Beleg dafür, dass es richtig war, mich nicht auf Ihr Spiel einzulassen. Ich hatte keine Chance, von Ihnen eine ausgewogene Berichterstattung zu erhalten. Sie haben von mir erwartet, dass ich als Ihr "village idiot" mitspiele und nun sind Sie sauer, weil es nicht geklappt hat. Ihre fünf Suggestivfragen und die treuherzige Versicherung, Sie wollten nur "entskandalisieren" sind sogar für den geistig minder bemittelten Provinzdeppen, für den Sie mich halten, eine Beleidigung. Die subtile Analogie, die Sie mit der Frage nach den Bundesverdienstkreuzen für zwei zu spät enttarnte Altnazis herzustellen versuchten, empört mich noch heute. Wie kann man nur eine Frau, deren Mann fünf Konzentrationslager durchlitten hat, in eine Reihe mit den Tätern des Verbrecherregimes stellen? Und das muss ich nun nicht nach Ihrer Methode mühsam mit Kollagen konstruieren, das veröffentlichen Sie selbst ungeniert. Kopf schütteln reicht da schon nicht mehr aus. Von Ihnen eine Entschuldigung zu erwarten ist vermutlich auch sinnlos.

3. Wenn Sie mir mit den Nürnberger Gesetzen den "Vierteljuden" vorhalten, um mich zu veralbern, dann zeigen Sie nur, wie wenig Sie von dem wissen wollen, was in anderen Menschen vorgeht. Ja, ich bin in meiner Schulzeit als Vierteljude bezeichnet worden. Ich habe sehr viel darüber nachgedacht, was das für mich bedeutete. Ich habe unter Androhung von Schlägen im Streit mit Jugendlichen meines Heimatortes das Weite gesucht und hinter mir den Ruf, "Sie haben nur vergessen, deinen Vater zu vergasen" gehört. Mein Vater ist von gewendeten Altnazis von der Sorte der Bütefisch und Schwerte verfolgt, gedemütigt und von "furchtbaren Juristen" eingekerkert worden. Vermutlich ist das für Sie wieder der Jammerlappen. Für mich sind es prägende Erfahrungen, die mich davon abhalten, antisemitische Parolen hinzunehmen. Ich habe Antisemitismus erlebt und trete ihm entgegen, wo ich ihn treffe.

4. Kennzeichnend für Ihre Form des Journalismus ist, dass immer nur das erwähnt wird, was ins Bild passt. Ich habe mit Frau Langer über die Vorwürfe gesprochen, denen sie nun ausgesetzt ist. Sie konnte mir in jedem einzelnen Punkt schlüssig erklären, wie ihre Aussagen so verfremdet, kontextuiert oder umgedeutet wurden, dass sie der Definition von Antisemitismus entsprechen. Ich habe mit Ihrem Schreibfreund Benjamin Weinthal am eigenen Leib erlebt, wie das funktioniert. Er schreibt in der Jerusalem Post, dass ich die Völkermorddrohung des Irans heruntergespielt hätte. Ich beweise ihm, dass ich zu diesem Thema nie ein Wort gesagt habe und dann legt er mir so lange Thesen zur Stellungnahme vor, bis er am nächsten Tag schreiben kann, ich hätte geleugnet, jemals etwas zum Thema gesagt zu haben, ihm jetzt aber doch etwas gesagt hätte, dass nach Reinwaschung Achmadinedschads aussieht. Das ist bösartig. Was Sie treibt, derlei Unwahrheiten in vorderster Front zu verbreiten, weiß ich nicht. Vermutlich jener Gerechtigkeitssinn, mit dem Sie Ihre letzte Mail abschließen. Im Namen einer usurpierten Gerechtigkeit sind die größten Verbrechen an der Menschheit begangen worden. Noch kein Unrecht wurde als solches vertreten und begangen, es fand sich stets ein höherer Zweck, es zu rechtfertigen. Wie hoch auch Ihr Zweck sein mag, er rechtfertigt nicht Ihre Methoden.

5. Mich haben in den letzten Tagen in großer Anzahl übelste Beleidigungen und Verunglimpfungen erreicht. Diesen allen ist gemeinsam, dass sie nicht die Reaktion auf die Berichterstattung in den Medien waren, sondern erst mehrere Tage später einsetzten, nachdem Sie sich der Sache angenommen hatten. Allen Mails ist gemein, dass sie Ihre Thesen aufgreifen. Sie gehen damit erkennbar auf Mailinglisten zurück, die Sie direkt oder indirekt bedient haben. Daraus kann man nicht schließen, dass Sie das wollten oder gutheißen. Sehr wohl kann man daraus aber schließen, dass Frau Langer nicht vom spontanen israelischen Volkszorn getroffen wird, sondern von einer Kampagne, in deren Fadenkreuz ich eher zufällig mit hineingeraten bin. Dass es solche Netzwerke gibt, dass sie von so viel Hass erfüllt sind, dass keine rationale Debatte mit diesen Menschen möglich ist, das ist für mich die traurige Erkenntnis der Vorgänge der letzten Tage. Welche Rolle Sie dabei spielen und spielen wollen, müssen Sie wissen.

Was mich angeht muss ich Ihnen leider mitteilen, dass ich nicht mitspiele. Ich werde mich nicht auf Ihr Verurteilungs- und Schmähniveau herablassen, auch nicht auf das Ihrer Nachahmer, Gefolgsleute oder Kumpanen. Ich werde nicht über die Stöckchen springen, die Sie mir hinhalten. Und vor allem werde ich mich nicht durch Ihre Kampagne beeindrucken lassen.

Ich hoffe, es ist schön in Vermont und Sie fahren Fahrrad, nicht Geländewagen. Ich gönne Ihnen alles Gute. Und glauben Sie mir, Tübingen ist eine so schöne Stadt, dass ich es selbst gut finde, nicht in Vermont, sondern hier zu sein.

Mit freundlichen Grüßen
Boris Palmer
Oberbürgermeister

Ende? Aber nicht doch!


Die Fortsetzung von: henryk-broder.com/hmb.php/blog/article/910/

sehr geehrter herr palmer,
sie mögen eine ratssitzung par ordre de mufti beenden, nicht aber eine auseinandersetzung, in deren mittelpunkt ihre inkompetenz, ihre instinktlosigkeit und ihr schamlosigkeit stehen. auch wenn sie versuchen, den spiess umzudrehen. nicht ich habe dafür gesorgt, dass eine antizionistische antisemitin, altstalinistin und ahmadinejad-apologetin das bundesverdienstkreuz bekommt, sie waren es. und ich überlasse ihnen lieber ein paar meiner schönsten schneekugeln als das letzte wort in dieser sache.

ihre argumentation besteht aus zwei bausteinen. auf dem einen steht „haltet den dieb!“, auf dem anderen: „mach ich einen fehler, mach ich gleich einen hinterher, dann siehts nach methode aus.“ was sie in ihrer vermessenheit „Fakten vom Hörensagen und fragwürdige Indizienbeweise“ nennen, sind tatsachen, die sie nicht wegdiskutieren können: die bücher und vorträge von frau langer, die sie als eine antizionistische antisemitin ausweisen (nicht die erste ihrer art und nicht die letzte), frau langers „vorwort“ zu einem buch des proto-antisemiten jamal karsli, frau langers auszeichnung durch einen maßgeblich von ehemaligen stasi-leuten gegründeten und geführten verein - nur um die highlights zu nennen. all das haben sie vermutlich nicht gewusst, und jetzt, da sie es wissen, reden sie von „Fakten vom Hörensagen und fragwürdigen Indizienbeweise“, um ihr eigenes unwissen zu kaschieren.

ihre argumentation zeichnet sich durch eine revisionistische logik aus. sie versuchen, eine geschichte retroaktiv umzudeuten und den müll, den sie produziert haben, vor anderer leute tür abzuladen. strukturell machen sie das gleiche wie leute, die behaupten, die juden hätten dem 3. reich den krieg erklärt. auch sie drehen die kausalkette um. nicht sie haben einen skandal angezettelt, ich habe ihn erfunden. statt sich freilich gedanken über meine „persönliche unabhängigkeit“ zu machen, hätten sie sich besser mit der persönlichkeit von frau langer beschäftigen sollen, die dem aktuellen antisemitismus ein gesicht gibt.
jetzt läuft es mit einem bundesverdienstkreuz um den hals herum.

sie fragen: „Wie kann man nur eine Frau, deren Mann fünf Konzentrationslager durchlitten hat, in eine Reihe mit den Tätern des Verbrecherregimes stellen?“ sehr witzig, kamerad palmer, sehr witzig.
erstens haben sie von den beiden jungs, denen die BVK irrtümlich verliehen wurden, erst aus meiner mail erfahren. zweitens habe ich frau langer nicht in eine reihe mit den tätern des verbrecherregimes gestellt, das tun sie, sondern nur auf zwei fälle hingewiesen, in denen eine entscheidung aufgrund fehlender informationen getroffen und später korrigiert wurde. ich hätte auch peter hartz und klaus zumwinkel nennen können, die beide durch subtilen druck dazu gebracht wurden, ihre BVK „freiwillig“ zurückzugeben. wären sie damit eher einverstanden gewesen?

ihre wohlfeile empörung über meine „subtile Analogie“ zeugt nur von ihrer totalen ahnungslosigkeit.

im übrigen: ob und wie viele KZ frau langers mann überlebt hat, sagt nichts über ihn oder seine frau aus. es sei denn, sie, herr palmer, gehen davon aus, dass die KZ erziehungsanstalten waren, deren absolventen über jeden verdacht erhaben sind, sich jemals daneben zu benehmen. und dass man diese unterstellung auch auf deren angehörige ausweiten kann. frau langer war nicht in einem KZ, sie war, nachdem sie das kommunistische polen verlassen hatte, in einer kommunistischen partei und deren ZK tätig. und sie hat, anders als ralph giordano und andere anständige ex-kommunisten, diesen fehltritt nie bereut. nun geht sie mit den KZ, die ihr mann überlebt hat, hausieren. das ist unanständig und schamlos, herr palmer, so wie es unanständig und schamlos ist, wie sie mit den erfahrungen ihres vaters und ihrem vermeintlichen judentum angeben. „Ich habe Antisemitismus erlebt und trete ihm entgegen, wo ich ihn treffe.“ nur als sie frau langer begegnet sind, war ihnen der gute vorsatz gerade entfallen.

wenn ich lese, dass ihr vater „eingekerkert“ wurde und wie sie später leiden mussten, wird mir klar, wie gut es meine eltern hatten. dass ich im gegensatz zu ihnen, herr palmer, sie nicht als zeugen in eigener sache aufrufe, kommt daher, dass es mir genügt, einen computer aus zweiter hand zu benutzen. nicht jeder sohn eines michael kohlhaas wird automatisch ein robin hood, nicht jede tochter eine jeanne d’arc. manche landen auch in der badischen provinz, um zwischen zwei kehrwochen den nahostkonflikt zu lösen.

and last but not least. frau langers aussagen seien, schreiben sie, „verfremdet, kontextuiert oder umgedeutet“ worden, so dass sie „der Definition von Antisemitismus entsprechen“.
ich frage mich, wie lange sie, herr palmer, „verfremdet, kontextuiert oder umgedeutet“ wurden, bis sie endlich der definition eines politikers entsprachen.

mit den besten empfehlungen
hmb, middlebury, 29.7.09

Kurze Antwort von Palmer


Sehr geehrter Herr Broder!
Besten Dank! Kleiner Tipp noch:
Tübingen liegt nicht in Baden, sondern in Württemberg. Macht aus Vermont vermutlich keinen Unterschied.
Es wäre aber dennoch besser für Sie, das Recherchieren zu lernen.

Mit freundlichen Grüßen
Boris Palmer
Oberbürgermeister
29.7.09

Nachzulesen ist das alles in Broders Blog oder den Stuttgarter Nachrichten.

Zum Glück ist es in meiner Verfassung nicht zwingend vorgeschrieben, Hendryk M. Broder zu mögen :-).

Freitag, 21. August 2009

An diesem Beitrag ist Valli schuld,


der heute wieder zurecht Medienschelte betreibt. Dabei ist er noch richtig gut dran. Nicht nur, daß ich natürlich die gleichen Gebühren zahlen muß, ich darf das für meinen nichtverdienenden Sohn gleich mit, nein ich habe auch noch das Vergnügen, von Montag bis Freitag auf meinem Weg zur Arbeit 2mal täglich an diesem Schmuckstück auf dem Mainzer Lerchenberg vorbeizufahren. Jaja, so schwer kann das Leben manchmal sein.

Zum Ausgleich habe ich doch glatt ein Video mit einem echten Fernsehliebling gebastelt.



Ich hoffe sehr, daß es Euch gefällt.

Mittwoch, 19. August 2009

Zitat des Tages in der AZ

"Man muß sich nur mal überlegen, die Nummer wäre schiefgegangen. Eine kleine Facette wäre gewesen, daß ich jetzt gar nicht Bundeskanzlerin sein könnte"

Angela Merkel, Kanzlerin (CDU), in Weimar zum Thema Wiedervereinigung

So steht es heute in meiner Tageszeitung als Zitat. Tja, wäre die Nummer doch nur schiefgegangen, Mensch, die Frau hätte als Angestellte der Akademie der Wissenschaften glatt ein nützliches Mitglied der Gesellschaft werden können. Aber so?


Dienstag, 18. August 2009

Sommerzeit - Ferienlagerzeit


Die Sonne scheint und wie von selbst gehen die Gedanken zurück an wunderschöne Tage in Kinderferienlagern. 7mal konnte ich auf diese Weise nicht nur schöne Tage verleben, sondern auch immer einen Teil der Heimat kennenlernen.

Genau weiß ich noch, wann ich wo war: 1969 in Pillnitz, 1970 in Bad Blankenburg, 1971 war Ottendorf an der Reihe, 1972 war ich Burg Kemnitz. 1973 war dann keine Zeit diesen Kinderkram, schließlich durfte ich 3 Wochen Vorbereitung im Pionierlager "M. I. Kalinin" am Frauensee und dann die 7 Tage im Zeltlager der Wuhlheide als Teilnehmerin an den X. Weltfestspielen genießen.
1974 habe ich die Winterferien in Oybin verbracht, 1975 ging die Reise nochmals nach Bad Blankenburg und 1976 nach Buczkowice in Polen.

Besonders Bad Blankenburg 1975 hat mir damals gefallen, die Feengrotten, der Besuch in der Schokoladenfabrik, auf der Freilichtbühne waren wir auch. Und es gab ein Lagerlied. Leider kenne ich nur noch die dritte Strophe und den Refrain.
Die Aussicht, daß hier jemand reinschaut, der mit mir zu den gleichen Zeiten in den gleichen Ferienlagern war, ist wohl eher gering und ob es jemand anders kennt? Die beiden ersten Strophen werden also für alle Zeit verschüttet sein.

Ist die Lagerzeit zu Ende,
steigen wir hinab ins Tal,
reichen uns zum Schluß die Hände
noch einmal.

Ja, das Lager hat uns hier vereint,
ob die Sonne lacht, ob der Himmel weint.
Bei uns herrscht immer Fröhlichkeit.
Seid bereit, immer bereit.

Ich weiß wie gesagt, weder die ersten beiden Strophen noch vom wem dieses Lied ist. Ich habe es gern gesungen und kann natürlich auch die Melodie noch.

PS.: Lange habe ich überlegt, ob ich nochmals was zum 65. Todestag von Ernst Thälmann schreiben soll, aber dieses Gedenken und der Umgang mit Gedenkstätten war erst am Sonntag Thema, deshalb ist rechts in der Videobar nur der Verweis auf mein Thälmannvideo.


Sonntag, 16. August 2009

Ziegenhals ist in Gefahr

In wenigen Tagen jährt sich zum 65. Mal der Tag der Ermordung von Ernst Thälmann im KZ Buchenwald.

Gleichzeitig wird von den Politikern dieses Landes nichts unternommen, um den Erhalt der Gedenkstätte Ziegenhals zu sichern.

In Ziegenhals fand am 7. Februar 1933 die letzte Versammlung der KPD-Führung statt, auf der Ernst Thälmann vor seiner Verhaftung sprach. Teilnehmer dieser Versammlung im Sporthaus waren u.a. Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Hans Beimler, Karl Barthel und John Schehr.

John Schehr wurde bereist 1934 ermordet, Hans Beimler starb am 1. Dezember 1936 als Interbrigadist im spanischen Bürgerkrieg vor Madrid.

Diese Gedenkstätte ist heute vom Abriß bedroht. Wie überall soll nichts an kommunistischen Widerstand erinnern, soll auch nichts an die Denkmalkultur der DDR erinnern.



Mit Genehmigung von Frank darf ich hier seinen Brief an den Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Matthias Platzeck, veröffentlichen:

Kampf der Thälmann-Freunde

Sehr geehrter Herr Platzeck !
In der Märkischen Oderzeitung vom- 09.08.2009 - konnte ich unter dem Thema „Kampf der Thälmann-Freunde" folgendes lesen:

.2000 Unterschriften hatten Renkl und die anderen Vereinsmitglieder für den Erhalt der Thälmann-Gedenkstätte gesammelt, hunderte Postkarten an Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) geschickt. "Es kam nie eine Reaktion", sagt Renkl..

Herr Platzeck, ich bin erschüttert.

Ich habe diese Gedenkstätte als Jugendlicher zusammen mit meinem Vater besucht und erwarte, dass auch die heutige Jugend die Möglichkeit bekommt, etwas über das Leben und Sterben von Ernst Thälmann an historischem Ort, zu erfahren

Mein Vater hat den 2. Weltkrieg mit gesundheitlichen Schäden überlebt.
Meine Mutter hat den 2. Weltkrieg als Waisenkind mit gesundheitlichen Schäden überlebt.
Die Mutter meiner Mutter brachte 11 lebende Kinder zur Welt und erhielt das „Ehrenkreuz der Deutschen Mutter".

(Das Ehrenkreuz der Deutschen Mutter, kurz Mutterkreuz diente in der Zeit des Nationalsozialismus als Auszeichnung für kinderreiche Mütter, die nach der Rassenideologie der Nationalsozialisten eine „arische Abstammung" nachweisen konnten.)

Nach dem Tod durch Krankheit einer der begabtesten Töchter wurde meine Großmutter geisteskrank und mittels „Euthanasie" in der Nähe des heutigen Ortes Küstrin- ermordet--- trotz Ehrenkreuz.

(Euthanasie ---systematische Morde zur Zeit des Nationalsozialismus als Teil der Nationalsozialistischen Rassenhygiene )

Mein Großvater hat daraufhin eine politische Alternative bei den Kommunisten gesucht und gefunden.
Er verschwand durch einen mysteriösen Gasunfall---es gibt keine Sterbeurkunde und auch kein Grab, auch von meiner Großmutter kein Grab.

Ernst Thälmann hat gegen den Nationalsozialismus gekämpft und wurde dafür ermordet.
In Ziegenhals wurde an historischem Ort eine Gedenkstätte errichtet, die jetzt abgerissen werden soll.

Mein Vater hat mir mal gesagt:
„Die Sozialdemokratie ist der Arzt am Sterbebett des dahinsiechenden Kapitalismus".

Ich glaube meinem Vater und mein Glaube verfestigt sich, wenn ich lese:

.2000 Unterschriften hatten Renkl und die anderen Vereinsmitglieder für den Erhalt der Thälmann-Gedenkstätte gesammelt, hunderte Postkarten an Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) geschickt. "Es kam nie eine Reaktion", sagt Renkl..

Ich kann nur hoffen, dass Sie Herr Platzeck nicht zu den „Ärzten gehören und erwarte eine entsprechende Reaktion auf die Schweinerei die da in Ziegenhals passiert.

Denn:

Wenn das, was damals 1933 in Deutschland passiert ist, noch mal passiert, dann sind auch Sie dran.
„Ihr aber lernet, wie man sieht statt stiert
Und handelt, statt zu reden noch und noch.
So was hätt einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Dass keiner uns zu früh da triumphiert
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!

Bertolt Brecht

Am 22. Juni 1933 wurde die SPD endgültig verboten. Es folgte die Verhaftung von mehr als 3000 Sozialdemokraten. ( http://www.gbg.kbs-koeln.de/denkmal/m33/spd.htm )


Es wäre ein positives Signal, wenn Sie Herr Platzeck am 23.08.09 11.30 Uhr anläßlich des 65.Jahrestages der Ermordung Ernst Thälmanns
zur Kundgebung nach Ziegenhals kommen würden
(info: http://www.etg-ziegenhals.de/Startseite.html )


Mit freundlichen Grüßen. Frank aus Storkow


Samstag, 15. August 2009

Leichtathletik-WM


Heute beginnt in Berlin die Leichtathletik-WM. Ein Sommergroßereignis, daß sich natürlich auch in den Medien widerspiegelt.

Am Mittwoch brachte die Mainzer Allgemeine darüber eine ganze Seite, um sowohl Gegenwart als auch Geschichte der Weltmeisterschaften dem geneigten Leser nahezubringen.

Es gag einen Rückblick zu der ersten WM, die 1983 in Helsinki stattfand. Stolz wurde berichtet, daß die BRD-Mannschaft mit 2 Goldmedaillengewinnern nach Hause zurückkehrte, Willi Wühlbeck über 800 m und Patriz Ilz über 3000 m Hindernis waren dafür verantwortlich.

So ganz totschweigen konnte man allerdings die mit 10 Goldmedaillen erfolgreichste Mannschaft nicht, deshalb hieß es ziemlich lapidar mit Hinweis auf eben die erfolgreichste Mannschaft der DDR, daß Heike Drechsler zu den Goldmedaillengewinnern zählte.
Fehlen halt noch neun andere und ich will diese eben nicht vergessen:

Roland Weigel - 50 km Gehen
Detlef Michel - Speerwerfen
Marlies Göhr - 100 m
Marita Koch - 200 m
Bettine Jahn - 100 m Hürden
Martina Hellmann - Diskuswerfen
Ramona Neubert - Siebenkampf

und sowohl die 4 x 100 m- als auch die 4 x 400 m-Staffel der Frauen errangen neben Heike Drechsler im Weitsprung, die damals noch Daute hieß, Goldmedaillen.

4 Jahre später, 1987 bei den 2. Weltmeisterschaften in Rom, gelangen den DDR-Sportlern erneut 10 Goldmedaillen, auch da waren sie die erfolgreichste Mannschaft vor den USA.

Heute bin ich nicht mehr so sportverrückt wie damals ohne Kind und Kegel, aber auf diese WM freue ich mich.

Übrigens: DDR-Sportler errangen 203 olympische Goldmedaillen, 768 Welt- und 747 Europameistertitel. Dazu hatten sie nicht mal die 40 Jahre der Existenz der DDR Zeit, wie man weiß, hat es lange gedauert, ehe DDR-Sportler in zuerst gemeinsamen deutschen Mannschaften und dann als DDR-Sportler überhaupt an internaionalen Meisterschaften teilnehmen durften.

Nachtrag: Daß die erste Medaille für die BRD ein Neubrandenburger gewinnt, finde ich schon wirklich gut :-), schließlich war mir diese Stadt 10 Jahre lang Heimstatt.

Und noch ein Nachtrag: Die Mannschaft der BRD hat die mit Abstand häßlichsten Trikot dieser WM, das blau mag unmoderner gewesen sein, aber auf jeden Fall ansehnlicher.

Bildnachweis: Marlies Göhr, geklaut von rapidas.webcindario.com


Donnerstag, 13. August 2009

Zum 138. Geburtstag



"Der Hauptfeind des deutschen Volkes steht in Deutschland: der deutsche Imperialismus, die deutsche Kriegspartei, die deutsche Geheimdiplomatie."

Karl Liebknecht (13.08.1871 - 15.01.1919)

Frontstadtkind

Heute ist also wieder der Tag, an dem vor 48 Jahren die Grenzen zwischen der kapitalistischen BRD und der sozialistischen DDR geschlossen wurden.

1961 ist mein Geburtsjahr und ich bin Berlinerin - Ostberlinerin. Und irgendwie verdanke ich wohl dieser Grenze meinen Lebenslauf, wie er eben war und ist. Warum?

Ziemlich einfach. Als sich meine Mutter in das Vergnügen stürzte, aus dem ich dann entstand, waren die Grenzen offen und der Mann, der an diesem sicherlich netten Zuammentreffen beteiligt war, kam aus dem Westteil der Stadt. Aber man konnte ja für 20 Pfennig die Gesellschaftsordnung wechseln und hat es eben auch ganz ohne politische Gedanken oft genug getan.

Tja und auf einmal war die Grenze zu, die eine hier, der andere da. und ich unterwegs, diese schöne Welt im Dezember 1961 mit meiner Anwesenheit zu beehren.

Irgendwann, wie sollte es unter diesen Umständen auch anders sein, verlief sich das ganze Vergnügen ins Nichts und meine Mutter lernte den Mann kennen, der mir Zeit meines Kinder- und Jugendlebens ein Vater war, der mich prägte, der Kinderfragen beantwortet, auch Fehler machte, aber vor allem für meine politische Ausrichtung die Grundsteine legte. Ist wohl auch kein Wunder, war er doch beim Kennenlernen meiner Mutter ABV in unserem Wohngebiet und wechselte später zu dem heute so gehaßten Ministerium.
Dieses kann ich relativ ungeniert schreiben, da mein Vater leider vor mehr als zwei Jahren gestorben ist, es ihm also nicht mehr schadet und ich die Gauck'sche Überprüfung schon vor einiger Zeit über mich ergehen lassen "durfte".

Zu meiner Überraschung lernte ich 2002 (man bedenke, immerhin ca. 11 Jahre, nachdem das möglich war) den Mann kennen, der mit dafür gesorgt hat, daß ich auf dieser Welt bin. Allerdings blieb es bei einem Treffen, ich war nicht bereit, in ihm meinen Vater zu sehen, diesen Titel hatte sich, zwar ohne persönliche Schuld aller Beteiligten, aber trotzdem ein anderer erarbeitet.


Mittwoch, 12. August 2009

SPON auf "Bild"-Niveau

"Stelldichein der Outlaws", so betitelt der SPON einen Artikel (Verlinkung schon im vorherigen Blogbeitrag).

Outlaw heißt aus dem Englischen übersetzt, soviel ich weiß, gesetzlos. Und hier hört meines Erachtens der gute Geschmack auf. Man muß weder Freund von Lafontaine noch von Gauweiler sein, um sich trotzdem an bestimmte journalistische Regeln zu halten. Das hat auch nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun, das ist Hetze - eben auf "Bild"-Niveau.

Und ich habe nicht gezählt, wie oft in diesem Artikel das sehr negativ besetzte Wort "populistisch" vorkommt. Wobei ich Wahrheiten weniger populistisch empfinde als alle Wahlversprechen, mit denen sich die etablierten Parteien einander gerade übertreffen.


Oh Busenwunder...

Nachdem ich ja gestern schon in Vallis Blog ein wunderschönes Bild bewundern durfte, hat es genau dieses Plakat heute auch in meine Tageszeitung geschafft. Ich weiß zwar jetzt nicht, warum ich mir den Busenansatz zweier ältlichen Damen im Großformat zu Gemüte führen muß, schließlich wohne ich weder im Direktwahlbezirk von Frau Merkel noch von Frau Lengsfeld, aber sei's drum, ich bin von Tageszeitungen ja einiges gewöhnt. Und ehrlich, so genau möchte ich auch gar nicht wissen, was die Damen noch zu bieten haben.

Als ausgleichende Gerechtigkeit hätte ich nun gern noch das Plakat von Halina Wawzyniak bewundert, allerdings schafft es die Partei Die Linke nur mit solchen Schlagzeilen in die Presse.

PS.: Nein, immer noch kein Internet zu Hause. So eilig hats die Telekom anscheinend nicht.

Donnerstag, 6. August 2009

Kulturerinnerungen


Nachdem ich gestern im neuen Rotfuchs Archie gelesen habe, sind mir doch glatt meine schönsten Erlebnisse an die Veranstaltungen im Haus der Kultur und Bildung in Neubrandenburg eingefallen.

1988 habe ich in oben genannten Haus nach 2 Babyjahren (ohja, junge Frauen bekamen 100 % des Nettogehaltes, meist waren das sogar 3 oder 4 Mark mehr) als Sicherheitsinspektor angefangen. Zu der Zeit war man auch als Frau noch Sicherheitsinspektor, das IN wurde gespart, war Gleichberechtigung aufgrund des Alltages doch eh mehr oder weniger auf dem Vormarsch, da brauchte es keine äußerlichen Ausrufezeichen.

Jedenfalls durfte ich in meiner Funktion bei den Abendveranstaltungen auch als Leiter des Hauses auftreten und somit viele Künstler der DDR wahrhaftig kennenlernen. Zu dem Zeitpunkt war ich übrigens 27 Jahre alt, hatte ein Studium hinter mir und wurde an meinem Arbeitsplatz gefordert und gefördert.
Sehr gern erinnere ich mich an Olaf Berger, an eine Veranstaltung mit den Plattfööt oder eine Aufnahme der Fernsehsendung für "Drei reizende Schwestern". Es hatte schon etwas, Marianne Kiefer, Ingeborg Krabbe und Helga Göring persönlich kennenzulernen und es war etwas ungewohnt, ihnen dabei die Sicherheitsvorschriften des HKB näher zu bringen.

All das war einfach wunderschön und doch gibt es eine unangenehme Erinnerung, die sich auch nach ca. 21 Jahren nicht verklärt.

Es ging um eine Veranstaltung mit einem damals bekannten Künstler. Ich war ja noch ziemlich jung, die Person war irgendwie nicht mein Fall, ich fand ihn arrogant naja...aber ich dachte, vielleicht täuschst Du Dich und meldete mich freiwillig zum Abenddienst, um den denn nun mal persönlich gegenüber zu treten.
Noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich diese Veranstaltung Revue passieren lasse. Dazu muß man wissen, daß es in der Vorbereitung solcher Veranstaltungen immer zu einer technischen Besprechung kam. Brachte der Künstler seine Beleuchtung, seine Akkustik mit oder wurden derartige Leistungen vom Veranstalter gestellt. Je nachdem, war selbstverständlich auch die Abendbesetzung der Technikabteilung geregelt.

Nach einem Blick auf das Konzept stand fest, jener bekannte Sänger brachte alles mit, so gab es an jenem nur einen Techniker vom Dienst und noch einen zweiten Kollegen.

Die Veranstaltung sollte um 19.30 Uhr beginnen, gegen 18.30 Uhr trafen Künstler und Begleitpersonen ein und wollten mit unseren Technikern Licht- und Akkustikprobe machen. Licht- und Akkustikprobe? Mit unseren Technikern? Aber nicht mit meinen Kollegen. Auf dem Zettel stand, wird alles vom Künstler erledigt, also was solls.

Inzwischen füllte sich der Saal, natürlich waren alle 603 Plätze ausverkauft, wie gesagt, ich werde diesen Abend nie vergessen und ich stand da mit einerseits der Weigerung meiner Techniker zur Unterstützung und andererseits der Drohung des Sängers ohne unseren Ton und ohne Licht nicht aufzutreten.

Ich glaube, an dem Abend bin ich 10 Jahre älter geworden, denn als "Leiterin" des Hause an diesem Abend hätte ich dem Publikum erklären müssen, warum ihr so verehrter Schlagersänger nicht auf die Bühne kommt. Aus der ganzen Umgebung waren Busse mit Gästen eingetroffen, viele Rentner waren sicher froh, überhaupt eine Eintrittskarte erwischt zu haben.

Da stand ich nun mit meinen erst 27 Jahren, unsicher und gerade von den Männern der Bühnentechnik noch nicht voll akzeptiert. Irgendwann in dieser Stunde ist es mir dann doch gelungen, unsere Techniker zur Mehrarbeit zu bewegen und die Veranstaltung begann. Eine Lehre habe ich daraus gezogen. Nie wieder machte ich freiwillig Dienst an einem Abend, wo ich Vorbehalte gegen den oder die Auftretende(n) hatte.

Und eines will ich auch erwähnen. Die Arbeit, die mir in allen Facetten Spaß gemacht hat, war mit der Einverleibung der DDR in die BRD beendet. Es gab ein DDR-Gesetz, daß die Anstellung eines Sicherheitsinspektors in Häusern, die Eigenschaus produzierten, vorschrieb. Dieses Gesetz trat am 03.10.1990 außer Kraft.

Nachtrag:
Wer den netten jungen Mann erkennt, weiß, wer mir an jenem Abend vor ca. 20 Jahren das Leben so schwer gemacht hat.
Und nein, ich habe immer noch kein eigenes Internet, jetzt fehlt noch eine Anschlußkennung und vor Dienstag kommt die nicht. Habt bitte noch etwas Geduld.

Dienstag, 4. August 2009

Entschuldigung

Ich möchte alle Mitleser um Entschuldigung bitten, daß hier zur Zeit nichts erscheint. Hatte ich vorige Woche immerhin noch ein langsames Internet zu Hause (auch da machte bloggen keinen Spaß, wie man an der langen Pause sieht), so habe ich nun gar keines mehr. Von daher bitte auch nicht böse sein, wenn mein Senf in diesem oder jenem Blog fehlt, ich schaue unauffällig nach Bernau und Belgien :-).

Ich glaube, es liegt an mir und da meine Computereinstellungskenntnisse in etwa denen eines Kükens ähneln, weiß ich nicht, wann ich Euch wieder mit Beiträgen erfreuen, verärgern o. ä. tun kann. Ich weiß nicht einmal, ob dieser Beitrag durchgeht, denn ich schreibe von der Dienststelle und alles funktioniert hier nicht.

Gleiches wie im 1. Absatz trifft natürlich auch auf youtube zu. Ich habe Euch nicht vergessen, ich bin nur zur Untätigkeit verdammt. Das ist insofern schade, weil ich eigentlich zum 18.08. ein Video basteln wollte.

Drückt mir einfach die Daumen, daß mir bald irgendetwas Schlaues einfällt und ich wieder mein Unwesen treiben kann.