Samstag, 19. Februar 2011

Manchmal lohnt es sich,

in der Bildzeitung nachzulesen. Am 27.08.2009 schrieb DER Kolumnist dieses Staates folgendes:

"Lieber falscher Dr. Schmidt

Sich einen falschen Busen oder falsche Haare auf die Glatze einpflanzen zu lassen, ist nicht unmoralisch. Sich ein falsches Gehirn einpflanzen zu lassen, muss per Gesetz bestraft werden. Ein Doktortitel ist kein Busen, kein Facelifting und keine Straffung des Popos.

Der Doktortitel war einmal das Edelste der forschenden Studierenden. Wenn der Doktortitel heute verramscht wird, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn Nobelpreise andere kriegen. Der Doktortitel war früher ein Juwel, er ist heute Blech. Er ist für Geld zu kaufen.

Ihr Franz Josef Wagner"


Zurecht prangerte der an, und bei Franz Josef Wagner kann man wohl selten die Worte 'zu Recht' gebrauchen, daß der akademische Grad des Doktors mit einer solchen Vorgehensweise seine Honoration verliert, er zum Ramschwerk verkommt. Tja, so war das 2009. Seit dem 15.02.2011 ist die journalistische Welt der BRD schockiert, entsetzt, ja die Artikel weisen auch Häme auf, was ist passiert?


Ein anscheinend linksstehender Professor der Rechte hat die Dissertation des Sonnyboys der Bildzeitung, mit bürgerlichem Namen Karl Theodor von und zu Guttenberg, rezensieren wollen und da fielen ihm einige Unregelmäßigkeiten auf, die wohl dem Doktorvater und der Prüfungskommission der Uni in Bayreuth entgangen sind.

Roland Preuß von der SZ sprach am 16.02.2011 von "Summa cum laude - mehr als schmeichelhaft". Seither werden immer mehr (inwieweit seriös ist noch fraglich) plagiatsverdächtige Stellen in der Dissertation vom Verteidigungsminister der BRD entdeckt. Inwieweit noch etwas, Karl Theodor wirklich zuschreibbares und akademische Grade würdiges von der vorliegenden Schrift übrigbleibt, muß nun die Uni Bayreuth prüfen. Vielleicht hätte Karl Theodor mal ein Werk seines Großvaters lesen sollen, Valli weist in seinem Blogeintrag darauf hin.


Aber trotzdem wollen wir mal unseren Kolumnisten von der Dreckschleuder der BRD nicht außer Acht lassen, der hat nämlich in den vergangenen anderthalb Jahren seine Meinung etwas geändert, wo kämen wir hin, wenn die Bildzeitung ihren Sonnyboy verlöre, deshalb schrieb Franz Josef Wagner am 17.02.2011 folgendes:


"Lieber Dr. zu Guttenberg,

worum geht es bei den Plagiatsvorwürfen um Ihre Doktorarbeit? Um die Reinheit der Wissenschaft? Oder darum, einen Superstar zu entzaubern?

Ihre Beliebtheit im Polit-Barometer ist titanisch. Sie werden Lichtgestalt genannt. Die Deutschen erwarten, dass Sie höhere Aufgaben übernehmen – Ministerpräsident von Bayern, Kanzler von Deutschland.

Die Plagiatsvorwürfe sollen Sie zu einem Taugenichts reduzieren, einem Abschreiber, einem Betrüger.

Ich lebe seit 20 Jahren in der Berliner Republik, in dem Sumpf der Eifersucht. Wer hat das bessere Foto in der Zeitung? Wer war im „Morgenmagazin“ bei ARD, ZDF, wer bei Anne Will? Wer bei Plasberg?

Wer sah besser aus als ich?

Immer sah Guttenberg besser aus als alle anderen. Ich glaube, das war der Moment, wo die Jagd auf Guttenberg begann.

Hat er als Schüler geklaut? Hat seine Frau ein uneheliches Kind? Hat er die Steuer beschissen?

Aaaha, endlich die Doktorarbeit. Die Jäger haben ein Schussfeld. Sie können schießen.

Ich habe keine Ahnung von Doktorarbeiten. Ich flog durchs Abitur und habe nie eine Universität von innen gesehen. Also, ich kann von außen sagen: Macht keinen guten Mann kaputt. Scheiß auf den Doktor.

Herzlichst, Ihr Franz Josef Wagner"


Diese Gegenüberstellung beider Zitate findet sich auch im Bildblog, daß habe ich aber erst gemerkt, als ich nach den Zitaten von Wagner googelte.


Manchmal gebe ich zu, bin ich einfach blauäugig. Seit von und zu in Ministerwürden ist, hat er keine gute Figur abgegeben, aber nie im Leben hätte ich geglaubt, daß ein Mensch, der bereits mit seiner Geburt zu den Bevorzugten dieser bürgerlichen Gesellschaft (das werfe ich ihm nicht vor, dafür kann er nichts) gehört, dem dadurch alle Türen offen stehen, zu solch billigen Mitteln greift, einen Doktortitel zu erlangen.


2 Kommentare:

Michael K hat gesagt…

Man ist es ja gewohnt wenn Politiker hier und da lügen. Geht ja oft auch nicht anders und verzeihbar wenn es nicht direkt gegen den Wähler gerichtet ist.
In der akademischen Welt ist abschreiben und Lügen ein Kapitalverbrechen weil es die Prinzipien untergräbt. Guttenberg hätte es verdient an dem Vorfall zu Grunde zu gehen.

Anonym hat gesagt…

Wenn sich die Plagiatvorwürfe bestätigen ( und es sieht immer mehr dazu aus, dass sie stimmen )und der Doktortitel nicht aberkannt wird, dann sind alle akademischen Titel der BRD beschädigt und damit werden alle WissenschftlerInnen, die ihre Arbeiten ehrlich verfasst haben, beleidigt.
Schlimm finde ich auch die ( meisten ) Kommentare im Zwischennetz über den Gegelte von und zu, da weiss man, dass diesem land nicht mehr zu helfen ist, es hat die Politiker, die es verdient.

Nur gut, dass es noch einige Menschen gibt, mit denen man sich austauschen kann, so wie hier im Blog :-)

Nur nebenbei, was passiert eigentlich mit einem H-4 Empfänger, der evt. ein gefälschtes Zeugnis in seinen Unterlagen hat ???

Wütendes Miau !