Montag, 23. Februar 2009

Schulreform - never ending story

Die Schule soll reformiert werden, seit Jahren immer wieder mal, wenn sich in der PISA-Studie zeigt, daß Kinder in Deutschland nicht genug lernen, im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten verdammt mies abschneiden. Dann geht jedes Bundesland hin und verfällt in Aktionismus, denn Schule ist Ländersache! Das ist schon mal der Schwachsinn. Kann mir vielleicht einer erklären, warum Kinder in Hamburg was anderes lernen als in Berlin, Seiffen oder München? Ein Hoch dem VEB Volk und Wissen und seinen Schulbüchern.

In Mainz, also Rheinland-Pfalz, heißt diese Reform zur Zeit neue Grundschulordnung (GSO). Den ganzen gutgemeinten Müll findet man hier. Unter anderem werden Zeugnisse reformiert. Die bekommen jetzt eine neue Struktur. In der 1. Klasse wird die bisherige Verbalbeurteilung beibehalten, sie wird jedoch aufgegliedert in Lernbereiche. Ist das wirklich neu? Ich sollte mal mein Zeugnisheft der Jahre 1968 - 1978 ins Kultusministerium einsenden, da können die wohl eine Menge lernen.

Die 2. Klasse hat dann wirklich ein Novum, im Halbjahr gibts keine Zeugnisse, sondern ein Eltern-Kinder-Lehrer-Gespräch, wer nicht zu Elternversammlungen kommt, wird dort wohl auch nicht erscheinen, die armen Lehrer, ich wünsche ihnen viel Spaß bei der Terminierung.

Für die Verbalbeurteilung der 3. und 4. Klasse werden den Lehrern Textbausteine an die Hand gegeben, da diese Beurteilung positiv wirken soll. Die Note dagegen kann ausgesetzt werden, wenn sie demotivierend ist. Was immer dieser Schrott soll, hier höre ich besser auf, denn lernen werden die Kinder mit dieser GSO nicht mehr.

Tja, es ist schon blöd, wenn man Scheuklappen vor den Augen hat und anscheinend Angst vor Begriffen wie POS und EOS hat, dann kann sich nichts wirklich ändern.

"Eine Schule für alle" sollte das Motto jeder Schulausbildungsänderung sein, hier aber gibt es die Grundschule, die Hauptschule, die Regionalschule, die Realschule, die Gesamtschule, die integrierte Gesamtschule, das Gymnasium mit der Mainzer Studienstufe (allein um dieses System zu begreifen, braucht man ein Studium), diverse Waldorfschulen, private Schulen und jede lehrt zwar nach einem Rahmenplan, aber doch mit unterschiedlichsten Schulbüchern, mit unterschiedlichsten konkreten Lehrplänen.

4 Kommentare:

Blaue Kraehe hat gesagt…

Das ist echt schreckliche Seite, die deutsche Schule. Das wundert mich nicht, dass die Kinder schlecht lernen.
Diese Reform, das ist wirklich nur kosmetische Renovierung. Und der Zweck verstehe ich nicht: keine Noten im 3. und 4. Klasse, und was dann? Dann plötzlich harte Konkurrenz in weiterführender Schule?
Was mir aufgefallen ist: kein System in Schulbildung. Z.B. Biologie (da verstehe ich mindestens etwas): Kinder lernen heute die Bäume, morgen die Katze, übermorgen Menschen. Wie kann man da überhaupt etwas im Kopf behalten? Wir hatten in jeder Bio-Schulklasse eine Tabelle mit Evolutions-Baum, und der Stoff war gegliedert: Botanik in 5.Klasse, Zoo in 6 und 7, Mensch in 8; Algemeines und Genetik in 9. und 10.
Oder Chemie: wir haben schon angefangen mit Tabelle von Mendeleev, also wieder sofort mit System. Hier hat mein Sohn ein Jahr Chemie gelernt ohne einzige Formel. Wie geht das überhaupt?
Allerdings in heutiger Russland alles ist noch schlimmer...

Jeanette hat gesagt…

Yana stimmt, in Chemie hatten wir als erstes das Periodensystem der Elemente (PSE)... ich sollte spaßeshalber mal meinen Sohn fragen, was das ist.

Anonym hat gesagt…

1972 habe ich Abitur gemacht und mein Westberliner Onkel sagte damals (!), ich solle froh sein, dass ich in der DDR zur Schule gehe. Bei ihnen würde immer nur reformiert und es werde immer schlimmer. Wenn ich so etwas in deinem Blog lese, bin ich noch mehr davon überzeugt, dass man uns 1990 ins Mittelalter versetzt hat. Am wichtigsten ist Religionsunterricht.

Jeanette hat gesagt…

Frank, wenn sie bei ihrer Reformerei doch nur mal konsequent wären: alle Schulen öffentlich, gemeinsame Schule bis mindestens nach der 8. Klasse, vor allem einheitliche Lehrbücher. Die Fächer kann man doch auf die einzelnen (öhm sicher tausende) Verlage verteilen...ich verstehe nicht, warum das nicht gehen soll...aber da müßten wohl die Länder auf ihre Bildungskompetenz verzichten und das geht ja nun gar nicht. Nur dann soll auch keiner jammern, wenn PISA wieder mal Scheiße ausfällt.